Bridgestone Battlax T33

Im April 2025 konnte ich den von www.mopedreifen.de gelieferten neuen Touring Motorradreifen von Bridgestone, den Battlax T33 in der Größe 120/70/19 und 170/60/17 auf meiner BMW R 1250 GS montieren.

Beide Räder ließen sich prima montieren, fürs Vorderrad waren sogar nur 5 (fünf) Gramm Wuchtgewicht notwendig.

Zunächst gingen die Fahrten zu meiner Arbeitsstelle, Hausstrecke also. Da kriegt man schon eine Idee, wie sich ein Reifen anstellt. Dieser erste Eindruck war ein sehr guter: handlich, schönes leichtes Einlenken und dabei sehr präzise, auf der Bremse, keine Fisimatenten und lässt auch in Schräglage problemlos Linienkorrekturen zu.

Anfang Juni dann die erste Regenfahrt. Der T33 überzeugt nicht nur im Trockenen, der kann auch nass.

Der Bereich nördlich von Gonbach ist eine verwinkelte Strecke. Der Reifen vermittelt auch im Nassen soviel Rückmeldung und baut Vertrauen auf. Dass 35 ° Schräglage drin sind, hätte ich nicht gedacht. Wenn man sich mit dem T33 so wohl fühlt, dass man da zügig durchfahren kann, ist das sehr beachtlich.

Ende Juli habe ich für meinen Junior beim Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz in Koblenz (Landesfeuerwehrschule) dort vergessene Ausrüstungsgegenstände abgeholt und auf dem Rückweg die Variante „Wispertal“ gewählt. Wer’s kennt, weiß warum das von Motorradfahrern gerne befahren wird. Vormittags unter der Woche kann man das große Glück haben und es ist kaum Verkehr. Gute und schlechte Fahrbahnbeläge wechseln sich ab, enge Kurven und weite Schwünge gibt’s in Hülle und Fülle.

Dabei hat sich eine weitere, mir sehr angenehme Seite des T33 gezeigt. Rasche Schräglagen- und Richtungswechsel gehen spielerisch, man braucht weder extreme Impulse um das einzuleiten, noch muss man „gegenhalten“ – Handlich ohne nervös zu sein, das gefällt mir !

Vom 04. – 06. Juli bin ich dann mit leichtem Gepäck zu den BMW Motorrad Days 2025 nach Garmisch gefahren. Leichtes Gepäck bedeutet in dem Fall ohne Koffer, nur eine leichte Packrolle mit dem kleinen Zelt, einem dünnen Sommerschlafsack und eine selbstaufblasende Isomatte von Therm-a-Rest. Verpflegung hielt ich nicht für notwendig, dort gibt’s ja alles, also auch kein Kochgeschirr, Teller, Lebensmittel. Natürlich eine Zahnbürste, Wechselwäsche und ein Handtuch.

Die Anreise war nicht direkt, sondern führte durch den Pfälzerwald, dort die B48 die auch als „Wellbachtal“ bekannt ist, den Schwarzwald und natürlich die bekannten Strecken rund um Garmisch-Partenkirchen. Einen Parkplatz fand ich relativ nah am Eingang neben den Kleiderspendecontainern und musste mit dem Gepäck nicht ganz so weit laufen wie viele Andere.

Das Zelt war schnell aufgebaut, ähnlich einem Wurfzelt dauert das nur Sekunden, die Hauptarbeit sind dann die Heringe.

Das weiße selbstaufstellende ist meines.

So viel Spaß die Anreise machte, die Veranstaltung selbst war für mich enttäuschend, keine Neuigkeiten, in entscheidenden Bereichen verschlimmbessertes Konzept, schlechtere sanitäre Anlagen und eine 0,5 l Flasche Wasser (die im Supermarkt 19 Cent kostet)
für 4 (vier) Euro haben den letzten Rest an Spaß verdorben. Also Schwamm drüber und am Samstag Nachmittag wieder heim.

Natürlich auch wieder nicht direkt. Zuerst mal Ettaler Steige zum Warmwerden, dann im Kloster dort ein Fläschchen Heidelbeerlikör gekauft und dann Richtung Nord-West weiter zurück.

Solche Kräne fallen auf, die „Sendung mit der Maus“ macht eigene Folgen von solchen Riesenkränen, ich nur ein Foto auf der Vorbeifahrt am Liebherr-Werk in Ehingen/Donau.

Bisher habe ich die Tour de France sehr oft mit dem Motorrad verfolgt. Die Strecken, die die Veranstalter für die Weltspitze der Fahrradfahrer aussuchen, machen auch auf dem Motorrad Spaß. Ich hatte das in den letzten Jahren etwas schleifen lassen. Dieses Jahr hab ich mich kurzfristig dazu entschieden, mal wieder live dabei zu sein. Natürlich als Zuschauer und „Streckencamper“.

Also die GS mit schwerem Gepäck beladen, das große Zelt, ein ordentlicher Schlafsack, Kochgeschirr und Lebensmittel, vor allem Wasser und ungesunde Limos, Wechselwäsche, andere Oberklamotten wie Jeans und Schuhe, Regenschutz usw. Die Alukoffer waren voll, ebenso Packrolle und Tankrucksack.

Ich hatte zuvor schon etwas mit dem Luftdruck gespielt und für die Reise den von 2,3 vorne und 2,7 hinten auf die von BMW für volle Beladung vorgesehenen Werte von 2,5 und 2,9 erhöht.

Ich hatte mir die 18. und 19. Etappe ausgesucht, die Zielorte Courchevel und La Plagne liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt, der „Umzug“ war machbar, die Strecke noch zugänglich und Plätze zum Zelten vorhanden. Die Tour fuhr am 24. Juli über den Col du Glandon, den Col de la Madeleine nach Courchevel zum Col de la Loze. Am 25. Juli ging die 19. Etappe über den Col du Pré, Cormet de Roselend und hoch nach La Plagne.

Ich habe das Zelt bei der 18. Etappe nach Courchevel ca. 12 km vor dem Etappenziel aufgebaut, das mit dem dunkleren Mittelteil und den orangenen Abspannleinen ist meines. Es braucht etwas länger zum Aufbauen, ca. 5 Minuten, hat aber eine Apsis unter der man bei schlechtem Wetter sitzen und/oder auch kochen kann. Viel Zeit an den Strecken verbringt man mit Warten, bis der Florian Lipowitz, der spätere Dritte der Tour de France bei seiner ersten Teilnahme an der Rundfahrt an meinem Motorrad vorbeifuhr.

Leider kann man die Startnummer 72 nur auf dem Originalbild ablesen, die Auflösung fürs Internet gibt das nicht her. Man könnte nun sagen, der fährt mit dem Rad den Berg schneller hoch, als die BMW den Berg runter, aber das Motorrad musste ja stehenbleiben und der Radfahrer durfte fahren.

Nachdem die Radfahrer die Etappe beendet hatten, fing es an zu regnen, ich hatte schon alles im Trockenen gepackt und hab mich gleich auf den Weg gemacht. Abends noch das Zelt aufgebaut und was gefuttert.

Ich hatte es mir da etwas einfacher gemacht und einen Feldweg zu einem Platz nahe der olympischen Bobbahn in La Plagne gesucht. Ich muss zugeben, die Versuchung war groß. da mal runter und wieder hoch zu fahren.

Letzten Endes ist ein trockener, überdachter Betonpfad keine besondere Herausforderung und es hätte auch leicht zu einer „Halt mal mein Bier“ Geschichte werden können. Also hab ich’s gelassen.

Die Tour de France war für mich spektakulär wie immer, die Stimmung unter den Zuschauern, das schnelle in Kontakt kommen mit wildfremden Menschen, das Radebrechen bei den Unterhaltungen, das Teilen von Lebensmitteln und Getränken ist genauso faszinierend wie die sportliche Leistung der Radfahrer. Die Logistik, das „Drumherum“, Ordnungskräfte, Motorradpolizisten auf der Strecke und die Polizeieleven an der Strecke machen für mich auch einen großen Teil am Erlebnis Tour de France aus.

Auf der Heimfahrt über den kleinen Sankt Bernhard Pass, hat der T33 eine fast völlig verkehrsfreie Strecke vorgefunden und ich hab’s schön laufen lassen. Die Landschaft und die Aussicht waren grandios, ich wollte aber nicht zum Fotografieren anhalten, deswegen keine Fotos von da.

Ich wollte ja mal unbedingt durch den Mont-Blanc-Tunnel fahren und habe deswegen einen Umweg gemacht.

Wie sich herausstellte, der schäbigste Tunnel, durch den ich je gefahren bin. Nur eine sehr enge Röhre, auf der italienischen Seite ohne Wandverkleidung, man konnte den abbröckelnden Beton mit armgroßen Löchern sehen, an der Decke feuchte und nasse Stellen von Wassereintritten und beginnenden Kalkablagerungen.

Das Allerschlimmste aber, bei strahlendem Sonnenschein in Italien hinein gefahren und bei Regenwetter in Frankreich wieder raus gekommen.

Also hat der T33 durch die Schweiz und Frankreich ne ordentliche Strecke Autobahn gekriegt, das hat den augenscheinlich völlig unbeeindruckt gelassen. In Mulhouse habe ich die französische Autobahn verlassen und bin dann noch durch die Vogesen gefahren. Thann, Grand Ballon , Markstein, Route des Cretes, Col de la Schlucht und noch bis Saint Marie aux Mines. Da wurden Regen und Nebel so intensiv, dass ich die ursprünglich geplante Route abgebrochen habe und ab Selestat bis Hagenau noch mal die schnelle teure Straße gefahren bin. Da hat sich der Bip-n-go bezahlt gemacht, musste im Regen nix aus der Tasche raussuchen, in der es ja doch nicht ist.

Abschluss war dann noch mal die B48 ab Rinnthal, da war ich dann aber auch froh, Abends gut zuhause angekommen zu sein

Natürlich habe ich den T33 seit der Montage, nach Garmisch und nach der Tour de France vermessen.

Die Werte sind erstaunlich, die Reifen sehen derzeit sehr gut aus. Die Prognose der zu erwartenden Laufleistung in Kilometern ist natürlich noch Spekulation. Ich habe von dem Anfangsprofiltiefen in der Mitte die erforderliche Mindestprofiltiefe von 1,6 mm abgezogen und den Rest durch den bisherigen Verschleiß pro 1000 km geteilt.

Der Reifensatz hat derzeit also fast 3 500 km runter, die Werte die ich bei „außen“ gemessen habe, sind 2 cm vom Rand der Lauffläche entfernt.

Ende August geht es weiter, da fahre ich mit einem guten Bekannten nach Kattult in Schweden und schau mir die Scheune an, in der Michel aus Lönneberga seine Figuren geschnitzt hat. Na ja, vielleicht auch noch ein paar andere Sachen wie die Schären und die Vasa … das werden weitere 3 500 km.

Dann wird man sehen, ob der T33 weiter so prima performt, bisher bin ich begeistert!

Bridgestone AT41

Anlässlich eines Reifentests von mopedreifen.de im Oktober 2021 in Spanien, bin ich mit meinem eigenen Motorrad angereist. Ich wollte einfach mal die Chance nutzen, den neuen Bridgestone AT41 unter verschärften Bedingungen zu fahren, bei schönem Wetter, auf einer Kartbahn mit kontrollierten Verhältnissen und auf dem Heimweg durch die Pyrenäen.

So sah er aus, als er geliefert wurde, das Hinterrad hat in der Mitte 7,0 mm und an der Flanke 5,4 mm Profil. Das Vorderrad kommt mit 4,5 mm in der Mitte.

frisch geliefert …

Der Bridgestone AT41 sieht auf der GS optisch sehr ansprechend aus, das „offene“ Profil steht dem Motorrad sehr gut .

bei der Anfahrt auf Achse anlässlich einer Pause

Montieren ließ sich das Reifenpaar recht gut. Dabei ist aufgefallen, dass nur wenig Wuchtgewichte nötig waren, das spricht für eine sorgfältige und präzise Fertigung.

Während die anderen Fahrer in den Sprintern Kilometer und Langeweile bekämpfen mussten, hatte ich Spaß. Bis wir ankamen, waren die Reifen eingefahren und die meisten Gummi-Fitzelchen, die entstehen wenn der Reifengummi sich beim „Backen“ in die Entlüftungsöffnungen der Form drückt, waren abgefahren.

Die Unterkunft war wie immer beeindruckend, das Essen reichlich, aber gesund …(mediterrane Ernährung)

… und die Landschaft einfach schön

Jetzt aber zum Bridgestone AT41, der kann nämlich mehr als nur gut aussehen. Auf den ersten Blick denkt man an Gelände- oder Abenteuer.

Dabei hat er es tatsächlich aber faustdick hinter den Ohren. Ich habe fast den Eindruck, dass da mal mindestens ein Tourensport Reifen (mit Schwerpunkt auf Sport) druntersteckt, dem Bridgestone dann ein Profil verpasst hat, welches an Enduro erinnert.

Warum ich das sage? Na, ich hab die GS nämlich mal um die Kartbahn Circuit Móra d’Ebre rum gelassen, konnte dort gefahrlos im Grenzbereich fahren und den Reifen testen.

Eng, kurvig, leichtes Gefälle, zwei Geraden, da kann man jedem Reifen auf den Zahn fühlen
Dieses Bild habe ich aus google maps kopiert.

Was mich einerseits angesichts des Profils angenehm überrascht hat, andererseits aber eine typische Bridgestone Eigenschaft ist, das stabile Fahrverhalten und das präzise Einlenken. Der Reifen läuft immer genau da entlang, wo man hin will, eine anvisierte Linie hält er immer ein und vermittelt alleine dadurch schon viel Vertrauen. In den ganz engen Kurven, in denen ich mit der GS nicht nur das gemacht habe

Krrrrrk, Krrrrrk, schschschschsch 🙂

sondern auch mal in Schräglage in den ABS-Regelbereich bremse (Aufstellmoment, Kurvenverhalten) hat mich der AT41 überzeugt. Der geht nicht weit, zuckt nicht und wenn man die 143 Nm Drehmoment der GS auf den Reifen los lässt, geht es nur nach vorne und nicht zur Seite weg, da gibt es kein „Pumpen“ oder Pendeln, nicht mal ansatzweise. Also Grip hat er auch.

Ich hatte immer den vorgesehenen Luftdruck von 2,5 vorne und 2,9 hinten drauf.

Bei Landstraßenausfahrten, auf Verbindungsetappen auf der Autobahn, im städtischen Bereich …

… überall vermittelt der AT41 das Gefühl, den richtigen Reifen gewählt zu haben.

Irgendwann war der Test dann rum, die Sprinterfahrer sind zuerst weg und ich musste noch abschließen und den Schlüssel abgeben.

Dann ging es auch für mich auf den Heimweg

in den Pyrenäen ist die Landschaft bei Sonnenschein natürlich extrem reizvoll, je höher man kommt, umso mehr merkt man, dass es im November auch in Spanien kühle Temperaturen gibt.

Ich hab dann auch noch einen Stop in Lourdes eingelegt, wenn man schon in der Nähe ist und der Reifen alles mitmacht, kann man auch etwas Kultur mitnehmen und sich was ansehen.

Vom 11. Februar 1858 an soll der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave de Pau wiederholt die Mutter Gottes erschienen sein. Während einer dieser Visionen legte Bernadette eine Quelle in der Grotte frei, deren Wasser als heilkräftig gilt (aus Wikipedia)

Nach einer weiteren Übernachtung hab ich dann den schnellsten Weg nach Hause gewählt, nördlich von Lourdes ist Frankreich in Richtung Pfalz relativ flach und ich hab dem AT41 noch 1000 km Autobahn geschenkt.

Montiert hatte ich den Reifen beim Kilometerstand 16 163, jetzt hat die
BMW R1250 GS 19705 km drauf. Bis jetzt ist der Bridgestone AT 41 also 3 542 km gelaufen.

Die Profiltiefe vorne ist jetzt bei 3,7 mm, auf den dreieinhalbtausend Kilometern hab ich also 0,8 mm verbraucht. Hinten sind noch 4,4 mm, da sind also 2,6 mm Gummi auf der Strecke geblieben.

Fazit

Der AT41 ist insgesamt ein richtig guter Reifen, der mehr hält, als er verspricht. Zu der gelungenen Optik kommt ein Sportreifenverhalten dazu, welches gute Rückmeldung mit großem Vertrauen vereint. Der Grip lässt es im Trockenen zu, die GS so tief abzuwinkeln, dass man evtl. vorhandene Knieschleifer zerschraddeln kann. Auch bei kalter Fahrbahn in den Höhenzonen der Pyrenäen zieht er souverän seine Spur.

Wen’s interessiert, es gibt noch ein kurzes Video, der Anfang ist von Bridgestone zugeliefert, ab Sekunde 0:20 dann von mir. Man könnte es auch „Pfälzer und die Deutsche Sprache“ nennen.

Supersportreifen – Test im März 2020 in der Gegend um Valencia

www.mopedreifen.de hat wieder Reifen getestet und ich war auch dabei, um die neuen Supersport-Reifen auszuprobieren.


Mit Blick auf zu erwartende Temperaturen ging es mit 5 Triumph Speedtriple 1050 RS nach Spanien.

Dabei waren der Continental SportAttack 4

… der Metzeler Sportec M 9 RR

der Bridgestone Battlax S22

der Michelin Power GP

und der Michelin Power 5

Nachdem die Reifen vermessen und auf den Luftdruck von 2,5 bar vorne und
2,7 bar hinten eingestellt wurden, haben die fünf Triump SpeedTriple 1050 RS das gleichen Fahrwerks-Setup gekriegt.

Die nächsten drei Tage sind wir Landstraße gefahren mit einigen autobahnähnlichen Abschnitten und haben tapfer unsere Bewertungsbögen ausgefüllt.

Anschließend waren wir auf einer großen Kartbahn, als Rennstrecke eher ein Micky-Maus-Kurs aber ausreichend um Eigenschaften wie Einlenken, Aufstellen, Grip beim „Rausfeuern“ aus Kurven, Stabilität beim Bremsen bei den verschiedenen Reifen miteinander vergleichen zu können.

Nun aber mal zu den Reifen im Einzelnen:

Continental SportAttack 4

Der Conti SA4 ist ein ziemlich störrischer Reifen, das bessert sich auch nicht, wenn er auf Temperatur kommt. Entgegen der Werbung des Herstellers braucht er etwas. Dann ist er zunächst unhandlich, lenkt nur widerstrebend ein, rollt extrem straff ab und ist einfach unkomfortabel. Seine Kurvenlinie muss man sehr genau planen, wer in der Kurve an die Vorderradbremse kommt, muss mit schlagartigem und heftigem Aufstellen rechnen. Tut man das nicht, ist die Linie dahin und man erschrickt die ersten paar Male. Wird die Fahrt flotter (eine gewisse Gleichgültigkeit zum Erhalt des Führerscheins ist da schon nötig) beginnt der Conti allerdings besser zu funktionieren. Er muss mit Kraft von einer Schräglage in die andere bewegt werden, aber man gewöhnt sich recht schnell daran und kann dann auch präzise lenken. Wenn man auf der Bremse einlenkt, gibt es auch kein schlagartiges Aufstellen mehr, dafür vermittelt der CSA4 dann sehr viel Vertrauen in den Grip, so als ob er mit der Faust in den Asphalt packt. Nach einer wilden Fahrt hat man dann schon so ein bisschen das Gefühl „Ich habe Feuer gemacht!“

Steigt man dann auf ein Motorrad mit einem anderen Reifen um, ist der erste Gedanke allerdings: „Ach, so einfach kann das gehen?!“

Leider kam der Conti mit dem Standard-Setup nicht zurecht und begann in den Kurven „weit“ zu gehen und vermittelte kein sicheres Gefühl mehr. Auf dem Bild hatte das Hinterrad, mit einem Testtag weniger als die anderen Reifen, deutlich gelitten

Hinterrad Vorderrad
MitteAußenMitteAußen
Anfang5,5 mm4,2 mm 4,1 mm3,5 mm
Ende4,6 mm3,8 mm3,9 mm3,2 mm
Verlust0.9 mm0,5 mm0,2 mm0,3 mm

Metzeler Sportec M 9 RR

Der M9 lässt sich spielerisch bewegen und folgt dem Befehl des Fahrers absolut exakt. Dabei genügen kleinste Bewegungen oder Impulse. Wenn mir eine Hummel gegen den Arm geflogen ist, war der Reifen schon am Abbiegen. Dabei lässt sich der Reifen auch bei extremeren Fahrmanövern und Richtungswechseln nicht aus der Ruhe bringen und macht einfach, was der Fahrer vorgibt. Für mich ist das immer eine Herausforderung, man muss ständig 100 % konzentriert sein. Die Eigendämpfung ist wirklich gut, mit dem vorgeschriebenen Luftdruck rollt er auch sehr komfortabel ab. Die Aufstellneigung ist gering, was mir aber nicht so gefällt, ist die im Vergleich mit den anderen Reifen geringe Bremsstabilität aus hohen Geschwindigkeiten. Bei 130 km/h den Anker werfen, quittiert das gesamte Motorrad mit beginnendem Schlingern, das Hinterrad läuft nicht mehr sauber nach. Möglicherweise könnte man mit Fahrwerkseinstellungen noch etwas rausholen, aber die Motorräder waren alle gleich eingestellt und die anderen Reifen haben das nicht gemacht.

Hinterrad
Vorderrad
MitteAußenMitteAußen
Anfang5,5 mm3,5 mm4,0 mm3,0 mm
Ende4,3 mm3,0 mm3,6 mm2,8 mm
Verlust1,2 mm0,5 mm0,4 mm0,2 mm

Bridgestone Battlax S22

Da gibt es nicht viel zu berichten. Präzise beim Einlenken, stabil auf der Bremse, sehr handlich und trotzdem tolle Rückmeldung die großes Vertrauen vermittelt. Geringes Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage, lässt sich auf der Bremse aber immer noch gut lenken und korrigieren. Ein Klasse Reifen, der mir sehr gut gefallen hat. Auf dem Kringel hab ich mit diesem Reifen mit die schnellsten Runden bei den Supersportreifen gefahren.

Hinterrad Vorderrad
MitteAußenMitteAußen
Anfang5,5 mm3,5 mm4,0 mm3,7 mm
Ende4,6 mm3,2 mm3,5 mm3,3 mm
Verlust0,9 mm0,3 mm0,5 mm0,4 mm

Michelin Power 5

Wer Wert auf Optik legt, hat bei diesem Kriterium mit dem Power 5 bestimmt viel Spaß. Das Golfballdesign auf den Außenkanten war zwar am Ende des Vergleichs Geschichte, sah davor aber schon toll aus. Der Reifen performt insgesamt auf hohem Niveau, also ganz egal wo und wie wir unterwegs waren, das mit dem Power 5 bereifte Motorrad blieb mit keinem Fahrer zurück, auch wenn wir es mal etwas laufen ließen. Auf dem Track wurde das Heck beim Angasen aus Schräglage etwas weicher als bei den anderen Reifen. Obwohl Michelin den nicht als Reifen für Rennstreckentrainings vorsieht, vom Profilbild sah er nach dem Track sehr gut, eigentlich fast unbeeindruckt aus. Insgesamt hat er in allen Kriterien immer fleißig Punkte gesammelt und sich nirgends Schwächen geleistet. Bei einer anderen Gelegenheit hatte ich schon die Möglichkeit, den Power 5 im Nassen zu fahren., da hat er eine deutliche Duftmarke gesetzt. Das wäre jetzt aber unfair den anderen Reifen gegenüber davon detailliert zu berichten, die hatten bei diesem Vergleich nicht die Möglichkeit, sich in dem Kriterium darzustellen.

HinterradVorderrad
MitteAußenMitteAußen
Anfang
Ende4,6 mm3,2 mm3,5 mm3,3 mm
Verlust


Wenn man keinen Anfangswert hat, kann man natürlich nicht vergleichen … wobei der Power 5 in dem Kriterium wahrscheinlich richtig gut abschneidet, hat er doch knapp 1000 km mehr auf dem Buckel, als die anderen Reifen, die alle neu waren. Dieser Power5 hier war schon in der Geschichte unter dem Link oben dabei..

Michelin Power GP

Mein persönlicher Testsieger vor dem Bridgestone S22. Dessen Qualitäten erreicht er locker, fühlt sich für mich aber noch ein klitzekleines bisschen „geschmatziger“ an. Sowohl auf der Landstraße als auch auf dem Track lässt der Power GP nie einen Zweifel daran, wo man gerade ist und was noch alles geht. Diese Pelle schaufelt immer großes Vertrauen nach oben zum Fahrer. Mit dem Reifen hab ich die gleichen Rundenzeiten wie mit dem Bridgestone geschafft, mich dabei aber wie schon dargelegt, immer etwas „aufgehobener“ gefühlt, es ist mir mit dem GP einfach leichter gefallen, obwohl der Bridgestone etwas handlicher ist, was man aber nur im direkten Vergleich feststellt.

HinterradVorderrad
MitteAußenMitteAußen
Anfang5,0 mm5,0 mm3,8 mm3,0 mm
Ende4,0 mm4,6 mm3,6 mm2,8 mm
Verlust1,0 mm0,4 mm0,2 mm0,2 mm

Daten

Natürlich sind wir nicht nur so zum Spaß rungerollert, wir haben Daten erhoben gemessen, verglichen und bewertet. Neben den Profiltiefen haben wir auch Reifentemperaturen gemessen, zuerst in kaltem Zustand, dann ist der gleiche Fahrer 3 Runden gefahren, eine Aufwärmrunde, dann eine voll und die letzte auch voll bis zur Ausfahrt zur Boxengasse. Wir wollten einfach wissen, welcher Reifen sich am schnellsten aufwärmt und ob die Reifen nach knapp 4, 5 km (eine Runde des Kartodromo Lucas Guerrero misst 1 428 m) schon in einem brauchbaren Temperaturfenster sind. Das waren sie dann auch alle. Vorne legten sie in der Mitte zwischen 13 und 14 Grad zu und außen ungefähr 27 Grad mit Abweichungen von höchstens 2 – 3 C°. Die Hinterräder waren in der Mitte meist 5 Grad wärmer als die vorderen, außen ähnliche Temperaturen wie die Vorderräder.

Nach einem 10-Runden Turn hatten dann alle Reifen am Hinterrad außen 65 Grad, da gabs dann nur noch Unterschiede innerhalb eines Grades, was auch Messtoleranzen sein können.

Das zusammengefasste Ergebnis gibt es bei http://www.mopedreifen.de 

derzeit unter https://www.mopedreifen.de/News/Sportreifen-Vergleich

Wir haben auch noch Hypersport-Reifen getestet:

  • Michelin Power Cup 2
  • Continental Race Attack 2 Street
  • Pirelli Diablo Supercorsa SP
  • Dunlop Sportmax Racer D 212 (vorne Medium, hinten Endurance)

Da gab es auch Ergebnisse, mit denen wir nicht von vorneherein gerechnet haben. Dazu mach ich aber eine eigene Seite. Eins nur vorab, nachdem der Conti SportAttack4 nicht so überzeugt hat, mit dem RaceAttack2 hat Conti es wesentlich besser gemacht, den fand ich in dem Segment am coolsten.

Michelin Anakee Adventure Experiment jetzt beendet

Anfang Sommer 2019 habe ich einem Bekannten einen Satz neue Reifen auf seine funkelnigelnagelneue BMW R1250 GS Adventure montiert. Er hatte sich von dem Hype in den Foren für den Conti Reifen anstecken lassen und war der Meinung, dass er mit der allseits besungenen Pelle ein besseres Fahrerlebnis hätte.

Runter kam der Michelin Anakee Adventure, der sah aber trotz einer vorhergehenden Reise durch Schottland mit fast 5000 Kilometern, eigentlich noch ganz gut aus.

Also habe ich ihn kurzerhand auf meine 2018er R1200 GS (ohne Adventure) montiert und fahre jetzt mal halb um die Ostsee damit, einfach immer am Wasser entlang, bis nach St. Petersburg, dann nach Moskau und von dort wieder nach Hause.

So ungefähr die Planung, das sind ca. 3500 km bis in die russische Hauptstadt, von dort schätze ich noch mal 2500 zurück. Ich möchte Weißrussland umfahren, eigentlich muss ich das, ich habe das für dieses Land erforderliche Visum nicht.

Visa für Russland haben wir, ein teurer Spaß, für meine Frau und mich für zweimalige Einreise haben wir zusammen 194 Euro bezahlt, dassind allerdings nicht nur die Gebühren für das russische Konsulat, sondern der Visadienst hat auch verdient.

und so sieht der Schottlanderprobte Michelin Anakee Adventure aus

Da sind vorne wie hinten noch ca. 4 mm Gummi zur Verfügung, wie man sieht, wurde dieser Satz auch von kundiger Hand geführt. Neu hat der Adventure vorne fast 5 mm und hinten 7 mm Gummi.

Es könnte also funktionieren, morgen gehts los ! Mal sehen, ob ich das von unterwegs mit dem Handy einigermaßen aktuell halten kann …

Update 12.August 2019, Lübeck und Schwerin

So, schon haben wir die erste ungeplante Abweichung. An der F 650 GS Twin meiner Frau läuft Motoröl aus.

Wämetauscher Kühlwasser/Motoröl und Dichtung der Ölwanne.

Wir wissen nicht genau, wo es herkommt und was es ist. Wir sehen das Öl, wischen es ab, aber wenn das Motorrad steht, läuft kein Öl, auch nicht bei laufendem Motor. Wenn wir fahren, verteilt der Fahrtwind das nach Inspektion noch helle Öl so wie auf dem Bild überall hin.

Also im Internet mach BMW- Händlern gesucht. Von Lübeck aus Richtung Osten gibt es nur noch Möller und Söhne in Schwerin. Die Mitarbeiter dort haben festgestellt, dass es sich um die Dichtung zwischen Wärmetauscher und Motorgehäuse handelt, an der die Plörre raus sifft, mittlerweile so massiv, dass der linke Stiefel der Pilotin in der näxten Zeit garantiert auch ohne Gore absolut wasserdicht ist.

Leider Gottes hat Öl auf dem Hinterreifen eine andere Wirkung.

Wir haben ein Motel in der Landeshauptstadt von MeckPomm genommen und uns die Stadt angesehen. Nicht schlecht für Dunkel-Deutschland.

Schloss und jetzt Landtag.

Wäre es tatsächlich nur die Dichtung für um die 10 Euro gewesen, hätte die Rechnung knapp 50 Euro betragen. Leider hat sich bei der Demontage herausgestellt, dass auch der Wämetauscher gewechselt werden muss. Also auch noch ein neuer Wämetauscher. Mal sehen, ob’s das war mit unerwünschten Ereignissen.

Update 13.08.2019

Leider ist es nicht gelungen, den neuen Wämetauscher abzudichten, die F650 GS ist nicht mehr fahrbereit.

Also hat der Michelin Anakee Adventure jetzt die ganze Last alleine zu schleppen. Es gab sogar nen Zuschlag von nem ganzen Zentner, soviel wiegt meine zierliche Frau in voller Ausrüstung mit Motorradklamotten. Den Tankrucksack der F haben wir oben auf einen der Alukoffer der R1200 GS geschnallt. Selbstverständlich wurde der Luftdruck auf 2,5 vorne und 2,9 hinten angehoben, auch wenn ich bisher bei Alleinfahrt 2,3 und 2,7 als komfortabler empfunden habe.

Wir setzen die Reise auf einem Motorrad fort, die Visa sind bezahlt, die lassen wir nicht verfallen. Wir haben Schwerin verlassen und sind noch bis Graal-Müritz gefahren, hab ich bisher noch nie gehört, scheint aber ein bekannter Urlaubsort zu sein. Die Privatvermieter sind sehr selbstbewusst und nehmen keine Gäste für 1 Übernachtung auf. Originalton: Da haben wir genausoviel Arbeit, wie bei einer 8-tägigen Vermietung, außerdem sind wir belegt, ich wollte gerade das Schild „Zimmer frei“ reinholen. Die Ferien sind aber vorbei, vielleicht woanders“

Nun, es hat woanders geklappt, zu ebenfalls selbstbewussten Preisen.

14. August 2019, Miedzywodzie, Polen

Den Michelin geht es gut:

Noch kein Anlass zur Sorge.

Heute haben wir das erste Mal für die Tour die Ostsee gesehen

In Swinemünde haben wirdie kostenlose Fähre benutzt und eine vage Idee, was es mit dem Namen so auf sich haben könnte.

die laufen bettelnd an den auf die Fähre wartenden Fahrzeugen vorbei

21.08.2019 erstes großes Zwischenziel erreicht.

Vorgestern sind wir in St. Petersburg angekommen, Früher Leningrad, jetzt eine lebendige, pulsierende Weltstadt mit viel eigenem Flair. Die Reifen sehen besser aus, als ich erhofft hatte.

St. Petersburg hat natürlich viele Sehenswürdigkeiten, die Eremitage, das ist das Stadtschloss der Zaren gewesen, oder das Faberge‘-Museum. Mit Peterhof und Katharinenpalast gab es auch noch ein paar Liegenschaften „etwas außerhalb“. Eines haben sie aber gemeinsam: Die können ganz schön auf den Putz hauen, was Prunk und Protz angeht.

Vergoldete Dächer am Katharinenpalast in Puschkin, in dem sich das wieder angefertigte Bernsteinzimmer befindet.


nur ein Ausschnitt vom Nebenzimmer aus mit viel Zoom fotografiert, im Bernsteinzimmer selbst ist das Fotografieren streng verboten

Etwas Kultur gab’s dann noch in der Eremitage mit Werken bekannter Küstler wie Raphael, Tizian oder Leonardo da Vinci. Das Thema „Jungfrau mit dem Kinde“ war wohl sehr beliebt.

Interessanterweise hängen die kaum geschützt an den Wänden, bestenfalls „bewacht“ von Mitarbeiterinnen, die oft gegen den Schlaf kämpfen, manchmal aber auch „ihre“ Kunstwerke mit Zähnen und Klauen verteidigen würden.

Im Fabergé – Museum sieht das ganz anders aus, da gibt’s Schutztechnik wie in James-Bond-Filmen und jede Menge Muskelberge in Anzügen, die aufpassen. Trotzdem hat mich das sehr beeindruckt und am liebsten würde ich Fotos von allen Eiern zeigen, die sind schon geil …

Das nächste große Reiseziel nach einer 750 km Fahrt war Moskau , eine völlig andere Stadt als St. Petersburg, beide haben Hauptstadtflair, wobei St. Petersburg eher etwas königliches vermittelt und Moskau stark von Stalin geprägt ist.

Kosmonautenmuseum
Auf dieser Brücke ist Matthias Rust gelandet, nicht auf dem „RotenPlatz“ direkt.

Genug der Bilder von Moskau, eigentlich geht es ja um den Michelin Anakee Adventure und die Frage, ob der durchhält.

Keine Hinweise auf Schwäche

Wir hatten ein Hotel gefunden, welches relativ nah zum Kreml und anderen Sehenswürdigkeiten lag. Die GS steht auf dem Bild im bewachten und mit einer Schranke gesicherten Hof des Hotels, direkt davor war eine Bushaltestelle und 100 m weg war die Metro-Station Kitay-Gorod mit den Linien 6 und 7. Das Metro-System ist sehr einfach wie ein Stern mit Ringen gehalten, man kommt mit maximal 2 mal umsteigen überall hin. Eine 24 Stunden Karte kostet ca. 3 Euro und kann am Gültigkeitstag unbegrenzt oft für Metro, Busse und Straßenbahnen benutzt werden.

Nach 4 Tagen voller Spaß, Erlebnissen und nächtlichen Spaziergängen an der Moskwa entlang, ging’s dann wieder Richtung Deutschland.

In Dresden haben wir noch mal übernachtet, da haben die Sachsen dem Erfinder der übelsten GS-Felgen ein Denkmal gesetzt.

Zuhause angekommen, zeigte der Kilometerzähler dann 42 373 km an, die Tour war also ungefähr 6 500 km lang.

Man sieht deutlich, der Reifen lebt noch. Er ist zwar sichtlich mitgenommen, das hohe Gewicht auf der langen Strecke hat zu mehr Verschleiß in der Mitte als an den Flanken geführt.

Noch mal zusammengefasst:

Der Reifen hatte beim Vorgänger auf dessen Schottlandtour schon eine Laufleistung von 4780 km , das ist der genaue Kilometerstand seines Motorrads, den ich bei der Demontage des Reifens notiert hatte. Auf meinem Motorrad war der Reifen von 35046 bis 42373 montiert. Diese 7327 km zu den 4780 addiert, ergeben eine bisherige Laufleistung von
12 107 km.

Zu den Profiltiefen:

Als ich den Reifen montiert hatte, habe ich noch folgende Werte gemessen:

Vorderrad in der Mitte: 4,0 mm
Vorderrad außen: 3,5 mm

Hinterrad in der Mitte: 4,0 mm
Hinterrad außen: 4,5 mm

Nach der Tour waren es hinten in der Mitte noch 2,6 mm und vorne 3,1 mm

Eigentlich wollte ich den Reifen ja bis auf’s Gewebe fahren, aber die letzten Millimeter sind bei diesem Reifen wohl die ergiebigsten, ich habe es nicht geschafft.

Momentan habe ich wieder den Michelin Road 5 Trail montiert, aber ich glaube, ich hab noch ne blöde Idee! Wär doch gelacht, wenn ich einfach so auf die letzten Millimeter verzichten und aufgeben würde … eigentlich wollte ich ja herausfinden, was passiert, wenn man ne wirklich lange Tour macht, wie weit läuft der Anakee Adventure mit den „letzten Millimetern“? Ab wann muss ich mir Gedanken machen? Gibt es eine Grenze, ab der sich der Reifen auf einmal ganz schnell verzehrt?

Nun ich bin sicher, ich werde das heraus finden!

Weiterführung / Ergänzung / Nachtrag im November 2020

Ich hab mich jetzt dazu aufgerafft, die R1200GS Exclusive musste einer S1000XR weichen und die ging für eine R1250GS Exclusive.

Beim Kilometerstand 6183 bei der ganz schwarzen 12einhalber Exclusive (brommt wie ein Bär) hab ich die Erstausrüstungsreifen Michelin Anakee Adventure runtergenommen und den Moskaureifen wieder montiert. Es ist Winter, auf den schönen Strecken zu meiner Arbeitsstelle liegt nasses Laub, man muss langsam machen und die kürzeste Verbindung zwischen Feierabend und Couch ist dann die Autobahn die wie eine gerade Linie von A nach B führt. Das ist also eigentlich eine Möglichkeit, dem Reifen auf den Zahn zu fühlen, ob die letzten Kilometer wirklich die ergiebigsten sind. So richtig schön sieht er nach dem Geradeausfahren nicht mehr aus und die ersten paar Kilometer hat er sich wegen der eingefahrenen Kanten auch ungewohnt gefahren. Wenn man über die Kante drüber war, bietet er in Schräglage den vollen Grip bis an die Rasten, auch oder obwohl die Temperaturen jetzt meistens einstellig sind. Eins muss ich aber noch sagen: Bei Schnee und Eis fahre ich nicht mehr mit dem Motorrad los und wenn die Wettervorhersage das prognostiziert auch nicht. Nur kalt oder nur nass schreckt mich nicht.

Also mal sehen, wieviele Kilometer zu den bisherigen 12tausend noch dazu kommen …

So ein Ablaufbild muss man erst mal hinkriegen, für die Autobahn aber noch mehr als ausreichend, es geht mir ja hauptsächlich um die Laufleistung. Die ersten 500 km sind schon wieder gefahren.

Testende 15.05.2021

km-Stand der R1250 GS beim letzten Montieren 6183 km
km-Stand der R1250 GS beim letzten Demontieren 8185 km

ergibt weitere 2 002 km

Diese zur bisherigen Laufeistung von 12 107 km hinzugerechnet ergibt die immense Laufleistung von 14 119 km.

Bevor nun geunkt wird ich würde nur bummeln, den Satz Michelin Anakee Adventure der beim Kauf drauf war, habe ich in der oben angegebenen Laufleistung von 6183 km restlos verbraucht. Man kann also durchaus Spaß haben und es laufen lassen, dann verzehrt er sich eben etwas schneller.

Man kann aber auch sehr lange Touren damit machen wie ans Nordkap oder nach Russland und zurück, ohne Angst haben zu müssen, dass einem unterwegs das Gummi ausgeht.

Hinterrad
Vorderrad

Fazit

Der Michelin Anakee Adventure ist ein sehr vielseitiger Reifen. Zum einen bietet er eine gewisse Adventure Optik, zum anderen sehr ausgewogene Eigenschaften. Man kann den Reifen im Alltag für alles brauchen, zum Touren oder in Urlaub fahren und auch den täglichen Weg zur Arbeit. Wenn’s mal etwas flotter gehen soll, dann kann er das auch, ohne ein ausgewiesener Sportreifen zu sein. Das ein oder andere Mal erträgt er aber.

Er lenkt im Trockenen und Nassen sauber ein und setzt Lenkbefehle willig um. Dabei ist er insgesamt sehr gutmütig, man kann immer korrigieren wenn man sich mal verschätzt hat oder die Situation es erfordert.

Ich halte die Pelle für einen guten Universalisten, der wie die R 1200 / 1250 GS einen großen Einsatzbereich abdeckt und für jeden Spaß zu haben ist. Laufleistung kann er, Regen sowieso und auch im Trockenen wird der erfahrene Fahrer nichts vermissen.

Bridgestone AX41

Montiert habe ich den Satz Reifen am 27.03.2019 bei Kilometerstand 26 872.

Für die Datenbegeisterten: 
Hinterrad:

Das Hinterrad hat 28 Reihen Profilblöcke, je 14 mit 3 breiten und 14 mit 5 schmäleren Blöcken, die Profiltiefe beträgt 10 mm, also ein ganzer Zentimeter, der Abstand der Reihen zueinander beträgt zwischen 27 und 30 mm. Die Breite des Hinterrads betrug montiert und mit 2,9 bar befüllt 169 mm.

Vorderrad:

Das Vorderrad hat 42 Reihen Profilblöcke, je 21 mit 3 Blöcken und 21 mit 5 Blöcken. Die Profiltiefe beträgt im Neuzustand 8 mm, der Abstand der Stollenreihen am Vorderrad zur nächsten Reihe  beträgt zwischen 23 und 24 mm. Die Breite des Vorderrads war 118 mm bei 2,5 bar.

Wie fährt sich der Bridgestone AX 41

Ich habe den Reifen mit dem Luftdruck den BMW vorgibt gefahren, also 2,5 bar vorne und 2,9 bar hinten. Ich habe den Luftdruck auch im Gelände nicht abgesenkt. War auch nicht nötig, der hat auch vollgepumpt schön gegriffen.

Zuerst muss man noch mal darauf hinweisen, dass der AX41 ein Stollenreifen ist. Das bedeutet, dass er sich anders fährt als ein Straßenreifen. Vor allem bei Richtungsänderungen muss man sich bewusst sein, dass sich der Lenker im Stand und bei langsamen Geschwindigkeiten nicht mehr so einfach von links nach rechts drehen lässt, dafür aber das Motorrad sehr leicht in Schräglage zu bringen ist. Das gilt für alle Stollenreifen und ist nicht spezifisch für diesen Reifen.

Was für den AX 41 aber modellspezifisch ist, ist das er von allen Mitbewerbern die es in den Größen für die BMW R1200 GS gibt, der deutlich am geländelastigsten ausgelegte ist. Das sieht man am Profil, während der AX 41 auf eine 3 – 5 Verteilung der Profilklötze mit entsprechendem Negativanteil setzt, haben der Continental TKC80 und der Michelin Anakee Wild sowohl am Hinter-, als auch am Vorderrad eine 4 – 5 Aufteilung und weniger Negativanteil. Der Metzeler Karoo 3 hat eine meiner Meinung nach völlig andere Idee von einem Geländereifen.

Wie so oft sind die Reifeneigenschaften wie ein Tischtuch, zieht man an einem Ende, wird es am anderen Ende etwas weniger.

Beim AX41 wirkt sich das auf das Komfort-Empfinden auf der Straße aus, da braucht er eine gewisse Einfahrphase bis die allerschärfsten Kanten des Profils (so wie er aus der Form kommt) etwas angefahren sind, vielleicht ist auch ein bisschen Eingewöhnungsphase für den Fahrer notwendig.

Dafür macht er abseits befestigter Straßen richtig Laune! Ich habe das große Glück in einem ländlich geprägten Bereich zu wohnen, wo viele Feldwege noch nicht gesperrt sind und habe mir im Laufe der Jahre auch ein Stückchen Wald gekauft (zum Feuerholz machen) wo ich fahren kann. Zu allem Überfluss gibt es auch Bauern mit denen ich reden konnte und die Erlaubnis habe „mal“ zu fahren, sofern ich in der beginnenden Vegetationsphase nicht alles umgrabe.

Ich habe ein paar Handy-Aufnahmen mit Windows bordeigenen Mitteln zusammengeschnitten.

Ich weiß, so richtig professionell ist das nicht, aber es hat Spaß gemacht. Zuerst bin ich in den eigenen Wald gefahren und habe dort das Motorrad bis zur Achse „eingegraben“, ich hatte einen Strick angebunden damit es nicht vorwärts kam, mit der Integralbremse hätte ich es nicht so einfach hingekriegt. Trotzdem hat sich der Reifen wieder aus dem Loch herausgeschaufelt. Was mir dabei gut gefallen hat, war wie der Reifen sich aufgrund der Form der Profilklötze freigeworfen hat.

Anschließend ging es über nasse Wiese, man sieht das nassschwarze Gummi des Reifens, danach einen steilen Fußweg hinter unserem Haus den Berg hoch und noch zwei Kurven auf der Straße.

Insgesamt ist er auf Augenhöhe mit seinen Wettbewerbern mit deutlichem Schwerpunkt auf „Abseits der Straße“, gefällt aber auch auf geteerten Straßen.

Ich bin mir noch nicht sicher, wie das mit der Laufleistung ausgeht. Ich habe jetzt 2600 km runter und hinten schon deutlich weniger Profil als ein Neureifen. Wenn man das hochrechnet, sind wie bei den Mitbewerbern ca. 5000 km drin.

Ich habe den AX41 jetzt nicht geschont, bin auch mal auf der Autobahn ne viertel Stunde schneller als die zulässigen 160 km/h gefahren, die Klötzchen sind aber hinten und vorne noch alle dran.

Insgesamt eine Geschichte, die mir sehr viel Spaß gemacht hat, ich ertappe mich momentan dabei, immer öfter ganz genau und viel mehr als bisher auf die Einfahrten zu Waldwegen zu achten, ob da das doofe runde Schild mit dem roten Rand steht oder nicht. Wenn man dann dort Spaziergänger mit und ohne Hund oder Reiter sieht, muss man natürlich langsam machen und auch so manches entrüstete Gesicht hinnehmen, wenn’s aber nicht verboten ist, ist’s auch für Motorräder erlaubt, die Gelegenheiten sind leider schon eingeschränkt. Also der AX41 macht dabei locker mit und vor allem abseits befestigter Wege Spaß. Mir hat er wieder mehr Lust auf das „G“ in der Modellbezeichnung gemacht. Trockenen Schotter kann auch der A41 (ohne „X“) aus dem gleichen Haus ziemlich gut, aber richtig querfeldein bei ordentlichem Endurowandern ist natürlich ne Sache für ne gut funktionierende Stolle. So eine hat Bridgestone mit dem AX41 jetzt auch für die große GS im Programm.

Nachtrag: Ende Mai habe ich den AX41 beim Kilometerstand von 32 922 demontiert.

Montiert hatte ich bei km-Stand 26 872. Also eine Laufleistung von 6050 km. Für einen Stollenreifen sehr ordentlich!

Mit soviel Rest Gummi ist die gesetzliche Mindesttiefe natürlich bei weitem noch nicht erreicht und man könnte auf der Straße noch viele Kilometer fahren, für den Einsatz als Ackergraber ist das allerdings nicht mehr ausreichend. Selbst in diesem Zustand hätte der Reifen auf festgefahrenen Feldwegen und Schotter durchaus noch seine Vorteile (Durchschlagsicherheit, Spurführung vorne) gegenüber reinen Straßenreifen.

Zum Thema Zulässigkeit des Reifens mit dem Speedindex „Q“ auf der R 1200 GS:

Zum einen ist in meinem CoC die Größe eingetragen:

zum anderen ist das für alle Motorräder erlaubt, die nach EU-Recht zugelassen sind.

Derzeit gilt die „Verordnung (EU) Nr. 168/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Januar 2013 über die Genehmigung und Marktüberwachung von zwei- oder dreirädrigen und vierrädrigen Fahrzeugen“ , ich setze mal einen Link zur Datenbank der EU für ihre Rechtssätze

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/TXT/?uri=CELEX:32013R0168

Aufgrund dieser Verordnung wurden viele der bisher für die Zulassung von Motorrädern geltenden Verordnungen aufgehoben und die „Delegierte Verordnung (EU) Nr. 3/2014 der Kommission vom 24. Oktober 2013 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 168/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der Anforderungen an die funktionale Sicherheit von Fahrzeugen für die Genehmigung von zwei- oder dreirädrigen und vierrädrigen Fahrzeugen“ erlassen.

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32014R0003

Wichtig für die Frage der Zulässigkeit der Reifen ist die Anlage XV (oder einfach 15) und dort die Ziffer

4.2.2.   im Falle von Fahrzeugen, die üblicherweise mit Normalreifen ausgerüstet sind und gelegentlich mit M+S-Reifen ausgestattet werden, wobei in diesem Fall das Symbol für die Geschwindigkeitskategorie der M+S-Reifen einer Geschwindigkeit entsprechen muss, die entweder höher ist als die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs oder nicht niedriger als 130 km/h (oder beides). Ist jedoch die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs höher als die dem Symbol für die niedrigste Geschwindigkeitskategorie der montierten M+S-Reifen entsprechende Geschwindigkeit, muss im Fahrzeuginnern an auffallender Stelle oder, falls kein Fahrzeuginnenraum vorhanden ist, so nahe wie möglich am Kombi-Instrument ein Warnschild mit dem niedrigsten Wert der zulässigen Höchstgeschwindigkeit der montierten M+S-Reifen angebracht werden.

Also wie bisher. Was oft behauptet wird mit der Übergangsregelung von Reifen mit DOT bis 2017 und Verwendbarkeit bis 2024 gilt nur für „alte“ Winterreifen für PKW die noch aufgebraucht werden dürfen. Die Regelung 117 gilt nicht für Motorräder, für die gibt’s die Regelung 75. Für Motorräder die nicht nach EU-Recht zugelassen sind, gilt diese Regelung eigentlich gar nicht.

Auf der GS darf man den AX 41 also auf jeden Fall fahren, allerdings mit Geschwindigkeitsaufkleber 160 im Sichtfeld des Fahrers.