Bridgestone AX41

Montiert habe ich den Satz Reifen am 27.03.2019 bei Kilometerstand 26 872.

Für die Datenbegeisterten: 
Hinterrad:

Das Hinterrad hat 28 Reihen Profilblöcke, je 14 mit 3 breiten und 14 mit 5 schmäleren Blöcken, die Profiltiefe beträgt 10 mm, also ein ganzer Zentimeter, der Abstand der Reihen zueinander beträgt zwischen 27 und 30 mm. Die Breite des Hinterrads betrug montiert und mit 2,9 bar befüllt 169 mm.

Vorderrad:

Das Vorderrad hat 42 Reihen Profilblöcke, je 21 mit 3 Blöcken und 21 mit 5 Blöcken. Die Profiltiefe beträgt im Neuzustand 8 mm, der Abstand der Stollenreihen am Vorderrad zur nächsten Reihe  beträgt zwischen 23 und 24 mm. Die Breite des Vorderrads war 118 mm bei 2,5 bar.

Wie fährt sich der Bridgestone AX 41

Ich habe den Reifen mit dem Luftdruck den BMW vorgibt gefahren, also 2,5 bar vorne und 2,9 bar hinten. Ich habe den Luftdruck auch im Gelände nicht abgesenkt. War auch nicht nötig, der hat auch vollgepumpt schön gegriffen.

Zuerst muss man noch mal darauf hinweisen, dass der AX41 ein Stollenreifen ist. Das bedeutet, dass er sich anders fährt als ein Straßenreifen. Vor allem bei Richtungsänderungen muss man sich bewusst sein, dass sich der Lenker im Stand und bei langsamen Geschwindigkeiten nicht mehr so einfach von links nach rechts drehen lässt, dafür aber das Motorrad sehr leicht in Schräglage zu bringen ist. Das gilt für alle Stollenreifen und ist nicht spezifisch für diesen Reifen.

Was für den AX 41 aber modellspezifisch ist, ist das er von allen Mitbewerbern die es in den Größen für die BMW R1200 GS gibt, der deutlich am geländelastigsten ausgelegte ist. Das sieht man am Profil, während der AX 41 auf eine 3 – 5 Verteilung der Profilklötze mit entsprechendem Negativanteil setzt, haben der Continental TKC80 und der Michelin Anakee Wild sowohl am Hinter-, als auch am Vorderrad eine 4 – 5 Aufteilung und weniger Negativanteil. Der Metzeler Karoo 3 hat eine meiner Meinung nach völlig andere Idee von einem Geländereifen.

Wie so oft sind die Reifeneigenschaften wie ein Tischtuch, zieht man an einem Ende, wird es am anderen Ende etwas weniger.

Beim AX41 wirkt sich das auf das Komfort-Empfinden auf der Straße aus, da braucht er eine gewisse Einfahrphase bis die allerschärfsten Kanten des Profils (so wie er aus der Form kommt) etwas angefahren sind, vielleicht ist auch ein bisschen Eingewöhnungsphase für den Fahrer notwendig.

Dafür macht er abseits befestigter Straßen richtig Laune! Ich habe das große Glück in einem ländlich geprägten Bereich zu wohnen, wo viele Feldwege noch nicht gesperrt sind und habe mir im Laufe der Jahre auch ein Stückchen Wald gekauft (zum Feuerholz machen) wo ich fahren kann. Zu allem Überfluss gibt es auch Bauern mit denen ich reden konnte und die Erlaubnis habe „mal“ zu fahren, sofern ich in der beginnenden Vegetationsphase nicht alles umgrabe.

Ich habe ein paar Handy-Aufnahmen mit Windows bordeigenen Mitteln zusammengeschnitten.

Ich weiß, so richtig professionell ist das nicht, aber es hat Spaß gemacht. Zuerst bin ich in den eigenen Wald gefahren und habe dort das Motorrad bis zur Achse „eingegraben“, ich hatte einen Strick angebunden damit es nicht vorwärts kam, mit der Integralbremse hätte ich es nicht so einfach hingekriegt. Trotzdem hat sich der Reifen wieder aus dem Loch herausgeschaufelt. Was mir dabei gut gefallen hat, war wie der Reifen sich aufgrund der Form der Profilklötze freigeworfen hat.

Anschließend ging es über nasse Wiese, man sieht das nassschwarze Gummi des Reifens, danach einen steilen Fußweg hinter unserem Haus den Berg hoch und noch zwei Kurven auf der Straße.

Insgesamt ist er auf Augenhöhe mit seinen Wettbewerbern mit deutlichem Schwerpunkt auf „Abseits der Straße“, gefällt aber auch auf geteerten Straßen.

Ich bin mir noch nicht sicher, wie das mit der Laufleistung ausgeht. Ich habe jetzt 2600 km runter und hinten schon deutlich weniger Profil als ein Neureifen. Wenn man das hochrechnet, sind wie bei den Mitbewerbern ca. 5000 km drin.

Ich habe den AX41 jetzt nicht geschont, bin auch mal auf der Autobahn ne viertel Stunde schneller als die zulässigen 160 km/h gefahren, die Klötzchen sind aber hinten und vorne noch alle dran.

Insgesamt eine Geschichte, die mir sehr viel Spaß gemacht hat, ich ertappe mich momentan dabei, immer öfter ganz genau und viel mehr als bisher auf die Einfahrten zu Waldwegen zu achten, ob da das doofe runde Schild mit dem roten Rand steht oder nicht. Wenn man dann dort Spaziergänger mit und ohne Hund oder Reiter sieht, muss man natürlich langsam machen und auch so manches entrüstete Gesicht hinnehmen, wenn’s aber nicht verboten ist, ist’s auch für Motorräder erlaubt, die Gelegenheiten sind leider schon eingeschränkt. Also der AX41 macht dabei locker mit und vor allem abseits befestigter Wege Spaß. Mir hat er wieder mehr Lust auf das „G“ in der Modellbezeichnung gemacht. Trockenen Schotter kann auch der A41 (ohne „X“) aus dem gleichen Haus ziemlich gut, aber richtig querfeldein bei ordentlichem Endurowandern ist natürlich ne Sache für ne gut funktionierende Stolle. So eine hat Bridgestone mit dem AX41 jetzt auch für die große GS im Programm.

Nachtrag: Ende Mai habe ich den AX41 beim Kilometerstand von 32 922 demontiert.

Montiert hatte ich bei km-Stand 26 872. Also eine Laufleistung von 6050 km. Für einen Stollenreifen sehr ordentlich!

Mit soviel Rest Gummi ist die gesetzliche Mindesttiefe natürlich bei weitem noch nicht erreicht und man könnte auf der Straße noch viele Kilometer fahren, für den Einsatz als Ackergraber ist das allerdings nicht mehr ausreichend. Selbst in diesem Zustand hätte der Reifen auf festgefahrenen Feldwegen und Schotter durchaus noch seine Vorteile (Durchschlagsicherheit, Spurführung vorne) gegenüber reinen Straßenreifen.

Zum Thema Zulässigkeit des Reifens mit dem Speedindex „Q“ auf der R 1200 GS:

Zum einen ist in meinem CoC die Größe eingetragen:

zum anderen ist das für alle Motorräder erlaubt, die nach EU-Recht zugelassen sind.

Derzeit gilt die „Verordnung (EU) Nr. 168/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Januar 2013 über die Genehmigung und Marktüberwachung von zwei- oder dreirädrigen und vierrädrigen Fahrzeugen“ , ich setze mal einen Link zur Datenbank der EU für ihre Rechtssätze

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/TXT/?uri=CELEX:32013R0168

Aufgrund dieser Verordnung wurden viele der bisher für die Zulassung von Motorrädern geltenden Verordnungen aufgehoben und die „Delegierte Verordnung (EU) Nr. 3/2014 der Kommission vom 24. Oktober 2013 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 168/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der Anforderungen an die funktionale Sicherheit von Fahrzeugen für die Genehmigung von zwei- oder dreirädrigen und vierrädrigen Fahrzeugen“ erlassen.

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32014R0003

Wichtig für die Frage der Zulässigkeit der Reifen ist die Anlage XV (oder einfach 15) und dort die Ziffer

4.2.2.   im Falle von Fahrzeugen, die üblicherweise mit Normalreifen ausgerüstet sind und gelegentlich mit M+S-Reifen ausgestattet werden, wobei in diesem Fall das Symbol für die Geschwindigkeitskategorie der M+S-Reifen einer Geschwindigkeit entsprechen muss, die entweder höher ist als die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs oder nicht niedriger als 130 km/h (oder beides). Ist jedoch die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs höher als die dem Symbol für die niedrigste Geschwindigkeitskategorie der montierten M+S-Reifen entsprechende Geschwindigkeit, muss im Fahrzeuginnern an auffallender Stelle oder, falls kein Fahrzeuginnenraum vorhanden ist, so nahe wie möglich am Kombi-Instrument ein Warnschild mit dem niedrigsten Wert der zulässigen Höchstgeschwindigkeit der montierten M+S-Reifen angebracht werden.

Also wie bisher. Was oft behauptet wird mit der Übergangsregelung von Reifen mit DOT bis 2017 und Verwendbarkeit bis 2024 gilt nur für „alte“ Winterreifen für PKW die noch aufgebraucht werden dürfen. Die Regelung 117 gilt nicht für Motorräder, für die gibt’s die Regelung 75. Für Motorräder die nicht nach EU-Recht zugelassen sind, gilt diese Regelung eigentlich gar nicht.

Auf der GS darf man den AX 41 also auf jeden Fall fahren, allerdings mit Geschwindigkeitsaufkleber 160 im Sichtfeld des Fahrers.