(das Bild oben ist nur vorläufig geliehen, bis ich ein eigenes habe) es stammt von Von Սէրուժ Ուրիշեան (Serouj Ourishian) – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54972346
So langsam geht es los, das Wetter ist … hmmm … durchwachsen.
Eigentlich wollten wir mit den „leichten und luftigen“ Sommeranzügen losfahren, aber der Himmel ist bedeckt und die Vorhersage verspricht immer wieder kurze und lokale Schauer.
Was tun sprach Zeus – Nee, der nicht, der sitzt ja auf dem anderen Berg, dem Olymp – also den nicht fragen.
Regenzeugs gleich drüber ziehen? Ne Kurzdusche hinnehmen und sich dann „trocken blasen“ lassen?
Wir entscheiden das erst im letzten Moment, jetzt erst mal packen. Da stellt sich die nächste Frage: „was nehmen wir mit?“
Eigentlich wollen wir ohne feste Buchung unterwegs entscheiden, wie lange und wie weit wir fahren bevor wir uns eine Unterkunft suchen, die grobe Route haben wir im Kopf.
Auf dem Weg zum Ararat wollen wir noch in Kappadokien vorbei,
Bildquelle: Von Grizurgbg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=541935
Mal sehen, wie es dann weiter geht …
27.05.2022
Los geht’s, vielleicht schaffen wir es, vor dem Wetter zu bleiben.
Das witzige ist, dass wir den ersten Fuffie ausgegeben haben, bevor wir auch nur einen einzigen Meter gefahren sind. Wir wollen ja am Anfang „Strecke machen“, fahren also auf dem Hinweg Autobahn.
Für 2 Motorräder kosten Österreich und Ungarn zusammen ziemlich genau 50 Euro.
Eins haben wir schon rausgekriegt, Reisen ist schlecht für Vorurteile. Kurz hinter Wien haben wir noch mal Regen -Klamotten angelegt, dabei habe ich meine Kopfhaube mit wasserdichtem Kragen auf dem Motorrad vergessen. Doris hat sie später gesehen, „fliegend“ und kurz vor einem Autobahnkreuz. 5 km später konnten wir anhalten.
Da hält doch ein LKW 🚚 hinter uns, der Fahrer steigt aus, gibt mir die Haube, dreht sich um und stapfte zurück zu seinem Gefährt.
Ich konnte nur Danke und Thank you und Gracias rufen und freundlich winken , weg war er wieder.
Rumänisches Kennzeichen.
Nach insgesamt 927 Kilometern sind wir dann abgestiegen und haben Quartier bezogen und ganz wichtig:
28.05.2022
Erste „Feldreparatur“. An der F650 GS ist das Rücklichtbirnchen durchgebrannt. Jetzt finde mal in einem HighTech-Land wie Ungarn ein passendes Leuchtmittel. War ganz einfach, auf der Rückseite vom Interspar ist ein OBI, der hatte sowas.
Leider hat es bis auf die ersten 250 km nur geregnet, deswegen haben wir statt der geplanten Station Sofia in Bulgarien nur Craiova in Rumänien erreicht. Statt geplanter 955 km nur 745 km. Unterwegs dann immer wieder die Frage, ballern wir durch wie geplant, oder halten wir mal an? Es gab unterwegs so viel Schönes zu sehen. Liebevoll verzierte kleine Häuser, Kirchen, Flüsse und Landschaften, Kirchen und das ganze Urlaubs- und Kulturgedöns
29.05.2022
Frühstück war im Preis mit drin, aber es gab nur 3 Versionen. Der Google-Übersetzer hat das überhaupt nicht auf die Reihe gekriegt, Ich hatte Rührei mit saurem Ziegenkäse und eine labbrige, klebrige Schweine-Winkfleisch-Scheibe. Bei leichtem Nieselregen ging es in Rumänien los, die 1250er BMW meldete Rekordwerte eines niedrigen Kraftstoffverbrauchs von 4,3 l/100km.
Mit der Fähre ging es über die Donau, die ja oft ein Grenzfluss ist, hier zwischen Rumänien und Bulgarien .
Das waren dann nach einer ziemlichen Strecke von der bulgarischen Seite weg, die ersten Häuser in Bulgarien. Eigentlich idyllisch, mit Schilf und Fluss.
Bulgarien ist entlang der Strecke, die wir gefahren sind, ein wunderschönes Land. Manchmal denkt man, die Landschaft könnte auch in Deutschland liegen, manchmal könnte es in der USA sein, Kansas oder Oklahoma, dazu passend sind dann auch die riesigen Werbetafeln wie bei den Amis. Auf jeden Fall war es doof, da einfach durch zu fahren, ich glaub, da will ich noch mal hin, genauer kucken.
Spät Abends sind wir dann in die Türkei eingereist.
Die sind sturer und deutscher als alles was ich bisher erlebt habe. Da beide Motorräder auf mich zugelassen sind, konnte das Motorrad von Doris nicht einfach so in ihren Pass eingetragen werden. Ich musste mir erst selbst eine Vollmacht erteilen ihr die Nutzung der F650 GS zu gestatten. Ja, Reisen bildet! Natürlich hat bis zum guten Ende ein heiserer Gockel über Lautsprecher gekräht, dass „alle zu Acht-Bar“ gefahren wären, wo auch immer die liegen mag. Die scheint dringend Umsatz nötig zu haben die Werbung lief dauernd.
Im Hotel ähnliche Prinzipienreiterei. Ein Zimmer mit einem großen Bett hätte 6 Euro Aufpreis zu zwei Einzelbetten gekostet. Aus Geiz und finanzieller Not haben wir es bei der 19 Euro-Lösung mit getrennten Betten belassen. Da das Zimmer aber über einen Balkon verfügen sollte, (was es nicht hatte) hätten wir doch ein Zimmer mit großem Bett für den gleichen Preis erhalten. Ich hab mich dann aber lieber für ein kalten Efes-Bier entschieden, welches die gar nicht verkaufen dürfen. Ich habe es für die entsorgen müssen, da es wohl ein Gast vergessen hatte und man sonst keine Verwendung dafür finden konnte.
30.05.2022
Da wir gestern zwei Grenzen passiert haben, sind wir nur 650 km weiter gekommen. Die Einreise nach Bulgarien war trotz EU-Land mit Passkontrolle, Registrieren der Fahrzeuge und Erhebung der Gebühren für die Nutzung der „Hafeninfrastruktur“ aufwändiger und zeitintensiver als wir Schengen-Verwöhnten das kennen.
Die Einreise in die Türkei war dann vergleichbar anstrengend und nervenaufreibend mit Russland-Einreise suf dem Landweg.
Heute morgen werden wir erst mal eine türkische Telefonkarte fürs Internet besorgen und Autobahnvignetten. Das nächste Ziel ist Göreme in Kappadokien, über 900 km weit weg, das werden wir heute nicht mehr schaffen.
Der Tag fing mal gut an, mit purem In-mouth-Entertainment
Da gab’s auch für uns unbekanntes in den Töpfchen und Tiegelchen. Eine Creme schmeckte wie Erdnussbutter mit Nutella. Die Butter schwamm in Honig. Satt für den ganzen Tag, zumindest haben wir uns bis Abends so gefühlt.
Dann wurde es aber zäh, wir wollten eine türkische Telefonkarte besorgen „Highway Tickets“ für die Motorräder und am Automaten etwas Bargeld ziehen.
Erst der dritte Telefonladen hatte qualifiziertes Personal, um eine SIM-Karte zu verkaufen und zu aktivieren. Erst der dritte Automat bequemte sich, für etwas über 40 Euro Bares auszuspucken. Die „Highway-Tickets werden auch bei der Post PTT verkauft. Nicht wenn sie keine mehr haben, nicht wenn in einer halben Stunde die Mittagspause beginnt.
Dann habe ich wieder einmal Demut gelernt. Als ich im Telefon Laden war, wurde Doris von „Halil aus Edirne“ angesprochen und Hilfe angeboten. Die zweite Klatsche die ich kassierte, der sprach besser Hochdeutsch als ich. Er ist mit uns zu 3 PTT Läden gefahren, bis wir loslegen konnten. So hilfsbereit sind bei uns nur ganz wenige. Ich muss da an mir arbeiten.
Davon abgesehen, funktionieren tut das System nicht. So sieht das aus wenn die BMW sich gegenüber der Schranke durchgesetzt hat.
annt, noch der Barcode.
Irgendwann kamen wir dann doch an die Sultan Selim Brücke, die nördlichste der 3 Brücken über den Bosporus. Leider konnte man nur vor und nicht auf der Brücke zum Fotografieren halten. Der Blick von der Brücke nach rechts auf die entfernte Skyline von Istanbul ist mega!
Jetzt sind wir in Ankara (hier will ich nicht mal tot überm Zaun hängen; huh, was für eine bedrohlich wirkende Stadt) im Hotel. Wegen dem ganzen „nichts-klappt“ am Morgen sind wir erst um 13.30 Uhr von Edirne losgefahren.
Das Fahren in Ankara ist eine Herausforderung. Paris, Nouakchot in Mauretanien, New York und Neapel sind schon Hausnummern. Ankara ist einfach nur gefährlich.
31.05.2022
Auf dem Weg nach Göreme in Kappadokien haben wir noch einen Abstecher nach Hacibektas gemacht. Dort ist ein spirituelles Zentrum der Aleviten.
Dann war es soweit, das erste Zwischenziel in Göreme, Kappadokien erreicht. Bilder von den Felsen gibt es genug, deswegen nur ein paar Beispiele.
Die Stadt selbst ist voll touristisch orientiert, nachts wie die Reeperbahn. Vor jeder Tür steht jemand, der einen hereinbittet. Restaurant, Andenkenladen oder Ballonfahrten.
Man kann aber auch sehr schnell wahre und echte FREUNDE finden
01.06.2022
Heute gibt es wieder eine Verbindungsetappe durch das trostlose Anatolien, wir sind auf Seehöhen bisher zwischen 1000 und 1980 Metern.
Mit einigen interessanten Ausblicken
Feldreparatur 2 an der F650GS, Baujahr 2004
Doris klagt über Vibrationen am Vorderrad. Beim Überprüfen des Luftdrucks, der Radlager und des Lenkkopflagers kann ich nichts ungewöhnliches feststellen. Was nichts heißen muss. Das Profil des Reifens beginnt (nach 8000 km die der Reifen jetzt drauf hat) Fähnchen und Abplattungen auszubilden.
Das Motorrad wird jetzt zu „Erbse“ umgetauft und Doris zu „Prinzessin“
Allerdings ist bei dem ganzen Nachgucken aufgefallen, dass der Halter für die Einstellung der Federvorspannung am hinteren Federbein durchgerostet und abgebrochen ist.
Es folgt die praktikable Russenreparatur in der Türkei: Das beschädigte Teil wird ersatzlos ausgebaut, der Versteller an den Platz des Trägers positioniert und mit der vorhandenen Schraube festgemacht.
So weiter gehts. Wenn es noch zu sehr vibriert, kriegt sie die Regen ☔️ Klamotten untergelegt. Bis zum geplanten Tagesziel am Van-See klappt es natürlich nicht mehr.
Booking dot komm geht nicht mehr in der Türkei. Die hätten Steuern auf ihre Gewinne in der Türkei zahlen sollen. Das machen die Holländer nicht. Ruck-Zuck hat die türkische Regierung den Stecker gezogen und wir nutzen jetzt Expedia und trivago und wie die alle heißen.
02.06.2022
Übernachtet haben wir in einem Hotel in Elazig. Das steht neben einer Moschee mit zwei Minaretttürmen. Mitten in einer Wohngegend von Einheimischen, da brodelt das Leben.An der Rezeption waren sie überrascht, dass meine Kreditkarte gar nicht die Eingabe der Geheimnummer verlangt hatte, die Zahlung aber wäre geleistet worden. Da traut man sich gar nicht zu sagen, dass die PIN erst bei Beträgen über 20 Euro verlangt wird.
Trotzdem hat sich der Rezeptionist extrem ins Zeug gelegt, hat uns zur Tiefgarage geleitet, die im Übernachtungspreis genauso enthalten war wie das Frühstück. Außerdem hat der Mitarbeiter mich zu einem Laden gebracht, wo ich um 22.00 Uhr noch 2 Dosen EFES Bier kaufen konnte. Für umgerechnet 3 Euro für beide.
Direkt neben dem Hotel habe ich mir dann einen neuen Spanngurt konfektionieren lassen, der alte ging gestern flitzen. Obwohl Doris den fliegen sah und ich gleich umgedreht habe, war er weg. Der neue hat 13 türkische Lire gekostet, ungefähr 78 Euro-Cent.
Später auf der Fahrt meldete sich die R1250GS: Ölstand zu niedrig. Die sofortige Kontrolle ergab folgenden Stand
Knappe 20 km später wieder: Ölstand zu niedrig, falls er nicht zu niedrig ist , ist der Sensor defekt. Ich hab dann erst mal 200 ml nachgefüllt, seitdem keine Meldung mehr.
In der Zwischenzeit hat Doris neue Freundschaften geschlossen, die beiden waren aber auch allerliebst und vor allen Dingen gut erzogen. Sie hatten ein Mordsvergnügen auf dem Motorrad. Mich beeindruckt das immer wieder, wie weltoffen und freundlich die meisten Leute hier sind. Wir werden immer wieder angesprochen wo wir herkommen, wo wir hinwollen, warum wir die Türkei besuchen und kriegen immer wieder Zeichen von Sympathie und Anerkennung. Zusammen mit den günstigen Preisen, beschämt mich das dann auch ein wenig. Wir sind nicht so, dass wir auf erkennbar Fremde oder Touristen zugehen und mit denen reden oder gar Hilfe leisten.
Was uns allerdings auch aufgefallen ist, je weiter man nach Osten kommt, um so mehr stationäre Kontrollstellen, die wie kleine Festungen ausgebaut sind, gibt es. Da stehen gepanzerte Fahrzeuge und Soldaten mit automatischen Waffen. Bei der Vorselektion hat man als Motorradfahrer eine 100%-ige Erfolgschance, als Kontrollobjekt ausgewählt zu werden, man fällt voll ins Suchraster. Im Osten liegt zwar der Iran und die Kurdengebiete, aber es geht einem nach der fünften Kontrolle gehörig auf die Nerven. Manchmal hilft: „Tourist – Alimanya“, dann wird man durchgewunken. Manchmal plustern die sich auch auf, schreien rum, winken andere bei, wollen alle Papiere sehen, die sie noch nie gesehen haben und auch nicht lesen können. Dann darf man auch weiter fahren. Anstrengend ist das aber schon.
Dann der erste Blick auf den Van-See. Nicht der in Berlin, obwohl er genauso ausgesprochen wird.
Laut meinem Navi liegt der Van-See ungefähr auf 1650 m Seehöhe,
In Van dann ein kleines Desaster. Wir hatten das „Dosco Hotel“ in Van gebucht. Wir bekamen die Buchungsbestätigung und das Hotel den vereinbarten Preis (mehr als das Doppelte wie in Elazig) Als wir ankamen hatten die kein Zimmer für uns. Das erhaltene Geld wollten sie dann aber lieber doch nicht zurück zahlen, „wenden Sie sich dahin, wo Sie gebucht haben! Expedia sagt übrigens: „wenden Sie sich an das Hotel.“ Doof war dann, dass um 21.00 Uhr die günstigen Hotels alle belegt waren. Noch ein Zimmer zu kriegen ist dann anstrengend und teuer. Ich bin gespannt auf das Frühstück …
03.06.2022
Heute wollen wir das am weitesten östlich liegenden Reiseziel erreichen, den Berg Ararat. Wir wurden darauf hingewiesen, dass der Begriff hier nicht gerne gehört wird und als beleidigend oder zumindest verletzend empfunden wird. Hintergrund ist wohl der historische Zusammenhang mit dem Staatwerden der Türkei aus dem Osmanischen Reich und wer früher dort gesiedelt hat. Offiziell heißt der Berg in der Türkei „Agri Dagi“. Agri heißt die Provinz und Dagi heißt wohl „Berg“. Mit 5137 m schon ein hoher Schichtvulkan.
Vom Hotel aus (das Frühstück bot alles was hier üblich ist, von Pommes, grünen, schwarzen und gelben Oliven, Gurken, Tomaten bis Wassermelone, war aber geschmacklich eher Durchschnitt)
sind wir noch eine Weile an der Uferlinie des Van-Sees entlang gefahren, das sieht stellenweise sehr idyllisch aus. Deswegen wollten wir auch mal direkt ans Wasser. Eigentlich war ja die Idee, mal drin baden zu gehen.
Irgendwann der erste Blick auf den Ararat
Obwohl wir bei der ersten Idee für die Reise mit der Möglichkeit, eine kurze Etappe durch Iran (Persien) zu fahren geliebäugelt hatten (wenn man schon mal da ist), haben wir uns dagegen entschieden. Der Aufwand mit Visa (etwas über 400 Euro für uns beide) KfZ-Versicherung für 2 Motorräder, Einreise mit Wartezeiten an der Grenze (heute war die Fahrzeugschlange 4,3 km lang, da wir nicht einreisen wollten, sind wir vorbeigefahren, Foto gemacht und wieder zurück) für 140 km zu viel gewesen. Auch die Anschlussroute durch Armenien wäre nicht so einfach gewesen, seit der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Armenien und Aserbaidschan gibt es im Westen Armeniens eine aserbaidschanische Enklave und im Gegensatz zu Armenien hätten wir dafür auch Visa gebraucht. Also kurz und gut: Brühe teurer wie die Brocken und viel Zeitaufwand für nen Stempel im Pass.
So richtig nah kommt man auch gar nicht mehr an den „Ahrrre Dal“ (so oder so ähnlich wird das ausgesprochen mit gurrendem, rollenden „r“), das ist militärisches Sperrgebiet wegen Terrorgefahr.
Morgen am 04.06.2022 legen wir mal nen Ruhetag ein und schauen uns vielleicht den Ishak-Pascha-Palast in Doğubayazıt an. Das soll ein Palast aus dem 17. Jahrhundert mit Kerker, Harem und Moschee sein.
Wir sind dann erst mal in die Innenstadt von Igdir gegangen. Teilweise erinnert das an die Innenstadtmärkte (Souks) in Marokko.. Auch in Igdir gibt es fast alles, man muss nur wissen wo.
Nachmittags konnte ich es aber doch nicht lassen, nochmal aufs Motorrad zu steigen und auf die Nordseite des Berges zu fahren.
Da gibt es einen Streifen Türkei zwischen Armenien und Iran.
Leider war es noch dunstiger als Tags zuvor, aber ich weiß jetzt wenigstens, von wo ungefähr das aus dem Internet entliehene Beitragsbild gemacht wurde.
05.06.2022
Jetzt beginnt der zweite Teil der Reise, oder die Rückfahrt. Die Kalkstein-Behausungen in Kappadokien und der Berg Ararat sind erreicht, wir haben nach Armenien und in den Iran hinein gekuckt, jetzt geht es wieder nach Westen.
Es ist morgens noch nicht ganz so diesig, deshalb noch ein Abschiedsbild vom beeindruckenden Berg
Der Vulkan hebt sich über 4000 Meter über das umliegende Gelände empor, das verleiht der Ansicht etwas Erhabenes.
Fast direkt am südlichen Fuß liegt der Ishak-Pascha-Palast. Klingt nach Gerichtsbarkeit vor dem Kadi, Kerker und Harem. Das war wohl auch so. Die Bevölkerung ist stolz darauf und wir wurden ein paar Mal aufgefordert, den unbedingt zu besuchen. Die Anlage ist restauriert und kostet mit 15 türkischen Lira weniger als einen Euro Eintritt.
Weiter geht es durch traumhafte Landschaften Richtung Heimat.
Weite offene Ebenen, enge Schluchten, man könnte hinter jeder Kurve anhalten und Fotos machen. Dann käme man so schnell nirgendwo hin.
Wir haben bei einem Bauern türkischen Honig gekauft, also nicht das beige Zeug, welches einem das sorgsam aufgebaute Dentalkonstrukt in der Mundhöhle mit einem Biss zu einem teuren Resaurationsobjekt macht weil alle Plomben umsortiert werden . Nein richtiger Honig von Bienen, eben aus der Türkei. Also türkischer Honig.
Am 06.06.2022 haben wir wieder Strecke gemacht, viel gen Westen gefahren, gut, lecker und sehr preiswert gegessen.
07.06.2022
Heute wollten wir es wieder nach Europa schaffen. Also ging es am schwarzen Meer entlang
Wir haben für die Rückreise auf Mautstraßen verzichtet. Anstelle auf Autobahnen aufm Mopped hocken und warten bis man ankommt, wollten wir noch mehr vom Land sehen. Wir hatten auch eine nördlichere Route genommen. Leider war es teilweise so, dass man durch Innenstädte musste, was Doris zu einigem Gelächter veranlasste. Wir haben eine Gegensprechanlage in unseren Helmen eingebaut, über die wir uns unterhalten haben. Möglicherweise waren meine Wortneuschöpfungen für andere Verkehrsteilnehmer doch etwas zu kreativ. Hilft aber, Dampf abzulassen, ohne mit jemandem Krach anzufangen. Außerhalb der Städte sind die Autofahrer im Norden wesentlich weniger aggressiv und mutig.
Irgendwann war es dann spät Abends so weit, die Dardanellen Brücke kam in Sichtweite. Da die aber mautpflichtig ist (50 TL ~ 3 Euro) muss man erst in die Erfassung und 8 km Umweg fahren. Kein Wunder, dass außer uns Touristen, die unbedingt mal da drüberfahren wollten, keine anderen Fahrzeuge waren.
Auf den 08.06.2022 haben wir dann in Gallipoli (schon Europa) übernachtet, in einem alten auf „schnieke“ getrimmten Hotel direkt am Hafen.
Die Ausreise aus der Türkei und die Einreise nach Griechenland gestaltete sich problemlos, nach einer dreiviertel Stunde hatten wir es gepackt.
Die Dardanellen und der Bosporus sind ja Meerengen, die das schwarze Meer vom Mittelmeer trennen, natürlich mussten wir auch da unsere Füße reinstecken.
Anschließend wurden wir mehrfach überrascht. Danach müsste man die Beziehung zu Griechenland eigentlich resetten und noch mal neu anfangen.
Die Leute die wir getroffen haben, waren alle missmutig, gereizt und aggressiv. Egal ob es die Kassierin im Lidl war wo wir Brötchen, Käse und Salat eingekauft hatten, der gestresste Rentner, der die Tür seines Autos nicht weit genug öffnen konnte, oder der Tankwart, dem wir nicht weit genug und nach 50 cm viel zu weit vorgefahren waren. Die haben alle gleich gegrunzt und sind laut geworden. Kein Vergleich zu den liebenswerten Türken , wenn das so weitergeht, fahren wir nur zum Olymp und verprassen unsere Reichtümer woanders.
Hinzu kommt, dass das Hotel in Griechenland drei mal so teuer ist und fast nicht zu finden war, der Haushund beim Versuch mich in die Daytonas zu beißen gescheitert ist, und dass es aus wolkenlosem Himmel geregnet hat.
Morgen kriegt das Land noch eine Chance … die R1250GS will Inspektion, BMW besteht auf strikter Einhaltung der Intervalle und droht mit Gewährleistungsverweigerung im Schadenfall. Nach Hause sind es noch 2500 km, mit den schon gefahrenen 7300 wären es 10 000 km. Überziehen wird nicht geduldet. Notfalls zu einer BMW Werkstatt im Ausland. Fahr ich morgen hin. Mal sehen ob die helfen, oder auch so unwirsch sind.
09.06.2022
Feldreparatur 3,
Brillenetui der Lesebrille
Die erste und einzige Übernachtung in Griechenland setzte sich nahtlos zum vorhandenen Eindruck fort. Die Unterkunft in Booking ganz toll, aber in Wirklichkeit nicht zu finden. Angesprochene Einheimische ablehnend bis frech. Als wirs im strömenden Regen gefunden hatten, war die erste Ansage, bis wann geräumt werden muss. Kann ich verstehen, wenn man so anders aussieht, als die sonstigen Bewohner.
Das Anwesen lag in der Nähe eines Militär Flugplatzes und die Griechen haben sehr lange Starts und Landungen bei Dunkelheit trainiert. Jets und Hubschrauber.
Die Kette an der F, die zuhause noch in Ordnung war, begann sich schlagartig zu verabschieden. Einen Wechsel zu organisieren, war gar nicht so einfach. BMW Motorrad in Thessaloniki wollte nur eine Endloskette nach Ausbau der Schwinge in einer Woche verbauen, Materialpreis 220 Euro plus Lohn, gab aber den Tip zu einer freien Werkstatt, die auch BMW reparieren. Dort wurde am gleichen Tag die Kette für 190 Euro incl. Teile, Montage, Lohn und Steuern montiert.
Wahrscheinlich war da noch die Original-Kette von 2004 drauf, es war nämlich eine ohne Nietschloss. Damit hätte sie 57 000 km gehalten.
In der Zeit der Reparatur sind wir mit der 1250 zum Olymp gefahren. Der Gipfel war leider in Wolken.
Auf halber Höhe liegt das Kloster des heiligen Dionysios vom Olymp, das zur Zeit mit EU-Mitteln restauriert wird.
Nachdem wir das Motorrad abholen konnten, haben wir Griechenland wieder verlassen, nicht ohne an der Tankstelle noch mal dumm angemacht zu werden. Dort habe ich dann aber meine dunkle, wohlklingende Stimme ertönen lassen. Ich glaube nicht, dass sie es verstanden haben, aber sie hatten verstanden.
Im Norden auf dem Weg nach Nordmazedonien wurde Griechenland aber landschaftlich richtig schön. Da ich aber immer noch beleidigt war, habe ich aus Trotz keine Fotos gemacht.
Bei der Einreise in den EU Beitrittskandidaten, die wegen einem drohenden griechischen Veto den Namen des Landes von Mazedonien zu Nordmazedonien ändern mussten, haben wir mal eine innovative Lösung für Grenzwächter gesehen:
Da fällt keine Technik aus, es wird nicht gestreikt und es gibt eine freiwillig Arbeitszeit von 24 Stunden an 7 Tagen
Nordmazedonien ist aber dann schlagartig anders als Griechenland. Irgendwie vermittelt es einen ehemaligen, noch immer deutlich spürbaren russischen Einfluss.
Im Moment machen wir uns Gedanken, ob wir wegen des Wetters nicht die Route abändern und statt der 200 km bis Tirana in Albanien, gleich die 470 km bis Dubrovnik fahren. Wäre ne einfache Entscheidung, wenn wir wüssten, wie der Grenzübertritt von Nordmazedonien nach Albanien und dann Einreise in die EU Kroatien funktioniert. Die ehemaligen kommunistischen Staaten haben da ihre eigenen Prozeduren.
Internet vom Handy aus funktioniert nicht so einfach in Nordmazedonien und Albanien. Also das einfache Buchen einer Unterkunft muss ersetzt werden durch die altmodische „Zimmer frei“-Methode.
10.06.2022
Bei strömendem Regen ging es los ins Land der Skipetaren . Der Grenzübertritt ging entgegen meinen Befürchtungen absolut geschmeidig und problemlos. Kaum Wartezeit und dann fiel die Antwort auf die berühmte Frage: „bin ich etwa schon drin?“ leicht.
Die Verkehrsregeln wurden deutlich kommuniziert
Gleich nach der Grenze hat sich jemand künstlerisch betätigt und zwei alte Türme mit ganz, ganz vielen Marienkäfern 🐞 bemalt.
Die Landschaft entspricht dem Anspruch von Karl May.
Der Grenzübertritt von Albanien nach Montenegro war noch einfacher. Da sitzen Vertreter beider Staaten im gleichen Gebäude, die Büros durch ein Glasfenster verbunden. Man gibt seine Pässe und Fahrzeugpapiere am albanischen Fenster ab, rollt fünf Meter weiter ans montenegrinische Fenster und bekommt seinen Kram dort zurück. Das war’s.
Wir sind nur kurz hinter der Grenze in ein Hotel, mir hat der Tag gelangt. Drei Länder, drei Währungen, drei verschiedene Verkehrsregeln. In Albanien sind wir kleinste Sträßchen gefahren.
11.06.2022
Dubrovnik, ein weiteres Zwischenziel. Aufgrund der Jahrhunderte langen und der neueren Geschichte gibt es dort mehr sehenswerte Stationen, als man an einem Tag bewältigen kann. Natürlich hat man trotzdem mehr Fotos, als früher auf einen Farbfilm gepasst haben. Man muss also Auswahlen in zweierlei Hinsicht treffen. Was sieht man sich an und welche Fotos übernimmt man für den Beitrag.
Wir haben uns für die Altstadt zu Fuß entschieden und auf eine Bootsfahrt zur vorgelagerten Insel verzichtet.
Außer den mächtigen Verteidigungsanlagen
Den engen Gassen mit den steilen Treppen
Gibt es auch noch die breite Jesuitentreppe, die in der Filmserie Games of Throne bekannt wurde.
Die Altstadt ist auch bei reichen Paaren als Lokalität für bombastische Hochzeitsfeierlichkeiten beliebt
Der Hafen hat auch was
Hotels mit klingenden Namen zeugen von vergangenen Zeiten, als man in den 1960 er Jahren begonnen hat, Dubrovnik auf den Tourismus hin zu entwickeln.
Und zum Schluss noch ein Bild in der Abenddämmerung von einer Bucht auf dem Weg von der Altstadt zu unserer Unterkunft.
Von Dubrovnik aus ging es dann Richtung Plitvicer Seen
Das Hotel in dem wir übernachtet haben, war früher bestimmt mal was ganz besonderes. Heute ist es günstig, schön gelegen ud wir hatten ein sehr leckeres Abendessen gehabt, das wir beide nicht aufessen konnte. (Passiert mir wirklich nicht sehr oft!)
Die Plitvicer Seen sind bei uns hauptsächlich als Drehorte einiger Szenen der Winnetou-Filme bekannt. Das machen sich dann auch die Hotels und Unterkünfte zunutze, die heißen z.B. Haus Winnetou, oder nach sonstigen Personen und Ereignissen aus den Karl-May-Büchern.
Tatsächlich sind die Seen aber ein Naturschauspiel und seit 1949 der älteste Nationalpark Kroatiens (damals war das noch Jugoslawien) und mittlerweile auch auf der Unesco Liste des Welterbes. Im Park selbst dann kein Wort und kein Hinweis mehr auf Karl May und Winnetou.
Der Eintritt ist recht teuer, mit 40 Euro pro Person eigentlich dicht an Abschöpfen finanzieller Mittel bei Touristen. Es wird aber niemand gezwungen die Seen zu besuchen, so dass man für selbst gewählte Schicksale kein Mitleid verlangen darf.
Schön ist es dafür allemal, man kann sich verschiedene Touren aussuchen, wir entschieden uns für das Besichtigungsprogramm H
Schön ist es da schon, man kommt mit einem Haufen Fotos wieder, jedes für sich ganz prima, aber halt viele, viele, viele …
Insgesamt ein schöner, aber auch anstrengender Tag
Wir sind dann noch ein paar Kilometer gefahren, bevor wir uns eine Unterkunft gesucht hatten
Anschließend ging es dann nur noch nach Hause.
Ich habe da nach Preisen für eine Übernachtung gefragt. Das sah von außen gar nicht so besonders aus. Eine ganz normale Gaststätte mit Restaurant und Gästezimmern. Ich bekam die Antwort:
Das kostet 69 Euro, wie lange wollt ihr bleiben? Eine Nacht? Dann kommt noch ein Einzelübernachtungszuschlag von 9 Euro dazu, da sind wir bei 78 Euro. Pro Person! Also 156 Euro für eine Übernachtung (immerhin wäre Frühstück dabei gewesen) über einem Hähnchengrill?
Da gehen einem schlagartig alle Klischees und Stereotypen für Österreich durch den Kopf: vom Bergvolk und was sie in ihren Schluchten machen …
Na ja, die wollen auch nur alle überleben, wie ein Tiger in Eschnapur halt, wir sind dann aber noch weiter gefahren bis Lietzen, in ein Automatenhotel.
Das funktioniert so: Man bucht über ein Portal und bekommt eine Buchungsbestätigung mit Buchungsnummer. Im Hotel angekommen gibt man die in einen Automaten ein, legt den Reisepass auf ein Lesegerät und der Kasten spuckt eine codierte Magnetkarte aus mit der man ins Zimmer kommt. Hat auch noch 79 Euro gekostet. Zum Glück waren völlig entnervte Hotelgäste vor uns am Terminal, über deren Bedienfehler konnten wir nicht nur lachen (echt – man kann sich wirklich doof anstellen!) wir haben daraus gelernt, waren unter einer Minute fertig und hielten den „Schlüssel“ in der Hand. Neidische Blicke beantwortete ich mit einem großzügig-arrogant-herablassenden Lächeln und wohlmeinenden Worten des Trostes. Die konnten zwar lesen, haben aber immer was anders gemacht.
Frühstück hätte im danebenliegenden Restaurant 22 Euro pro Person am Buffet gekostet. Auf der anderen Seite des Hotels war aber ein Lidl, deren Angebot war auch so eine Art Buffet, für frisch gebackenes Weißbrot, Käse, 1 Liter Milch, zwei mit Aprikosenmarmelade gefüllte Berliner und zwei Apfeltaschen (waren nicht so gut) haben wir etwas unter 7 Euro bezahlt. also 35 Euro weniger als die von den Dienstleistern angedachte Variante.
Nach „satt“ kam Autobahn, wir wollten dann auch nach Hause.
Der einzige Tag, an dem wir abgekämpft ankamen, auf der ganzen Reise haben wir uns sonst keinen Stress gemacht, war ja Urlaub und wir mussten nie zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein. Trotzdem haben wir die unglaubliche Strecke von 9980,3 km (nach den Kilometerzähler meines Motorrads) zurückgelegt, ganz viel gesehen und erlebt und könnten länger erzählen, als wir unterwegs waren.
Schee war’s, so was machen wir bestimmt noch mal oder vielleicht auch immer wieder, Ideen spuken schon in Hinterköpfen herum …
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Spannender Bericht. Würdest du für den ganzjährigen Arbeitsweg auf der 1200er GS (60km pro Tag, vorwiegend Autobahn) und ein paar…
Danke fuer al deine berichte, super informatie Gruesse aus Holland
Gerade über Deinen Türkei Bericht gestolpert. Tolles land, wir waren ja auch da unterwegs. Aber mit viel weniger Kilometern…. (Hatte…
Hey, Danke für den tollen Bericht. Ich fahre auf meiner Guzzi V85tt auch diesen Serien Reifen. Na ach 3 Jahren…
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