Michelin Anakee Adventure Experiment jetzt beendet

Anfang Sommer 2019 habe ich einem Bekannten einen Satz neue Reifen auf seine funkelnigelnagelneue BMW R1250 GS Adventure montiert. Er hatte sich von dem Hype in den Foren für den Conti Reifen anstecken lassen und war der Meinung, dass er mit der allseits besungenen Pelle ein besseres Fahrerlebnis hätte.

Runter kam der Michelin Anakee Adventure, der sah aber trotz einer vorhergehenden Reise durch Schottland mit fast 5000 Kilometern, eigentlich noch ganz gut aus.

Also habe ich ihn kurzerhand auf meine 2018er R1200 GS (ohne Adventure) montiert und fahre jetzt mal halb um die Ostsee damit, einfach immer am Wasser entlang, bis nach St. Petersburg, dann nach Moskau und von dort wieder nach Hause.

So ungefähr die Planung, das sind ca. 3500 km bis in die russische Hauptstadt, von dort schätze ich noch mal 2500 zurück. Ich möchte Weißrussland umfahren, eigentlich muss ich das, ich habe das für dieses Land erforderliche Visum nicht.

Visa für Russland haben wir, ein teurer Spaß, für meine Frau und mich für zweimalige Einreise haben wir zusammen 194 Euro bezahlt, dassind allerdings nicht nur die Gebühren für das russische Konsulat, sondern der Visadienst hat auch verdient.

und so sieht der Schottlanderprobte Michelin Anakee Adventure aus

Da sind vorne wie hinten noch ca. 4 mm Gummi zur Verfügung, wie man sieht, wurde dieser Satz auch von kundiger Hand geführt. Neu hat der Adventure vorne fast 5 mm und hinten 7 mm Gummi.

Es könnte also funktionieren, morgen gehts los ! Mal sehen, ob ich das von unterwegs mit dem Handy einigermaßen aktuell halten kann …

Update 12.August 2019, Lübeck und Schwerin

So, schon haben wir die erste ungeplante Abweichung. An der F 650 GS Twin meiner Frau läuft Motoröl aus.

Wämetauscher Kühlwasser/Motoröl und Dichtung der Ölwanne.

Wir wissen nicht genau, wo es herkommt und was es ist. Wir sehen das Öl, wischen es ab, aber wenn das Motorrad steht, läuft kein Öl, auch nicht bei laufendem Motor. Wenn wir fahren, verteilt der Fahrtwind das nach Inspektion noch helle Öl so wie auf dem Bild überall hin.

Also im Internet mach BMW- Händlern gesucht. Von Lübeck aus Richtung Osten gibt es nur noch Möller und Söhne in Schwerin. Die Mitarbeiter dort haben festgestellt, dass es sich um die Dichtung zwischen Wärmetauscher und Motorgehäuse handelt, an der die Plörre raus sifft, mittlerweile so massiv, dass der linke Stiefel der Pilotin in der näxten Zeit garantiert auch ohne Gore absolut wasserdicht ist.

Leider Gottes hat Öl auf dem Hinterreifen eine andere Wirkung.

Wir haben ein Motel in der Landeshauptstadt von MeckPomm genommen und uns die Stadt angesehen. Nicht schlecht für Dunkel-Deutschland.

Schloss und jetzt Landtag.

Wäre es tatsächlich nur die Dichtung für um die 10 Euro gewesen, hätte die Rechnung knapp 50 Euro betragen. Leider hat sich bei der Demontage herausgestellt, dass auch der Wämetauscher gewechselt werden muss. Also auch noch ein neuer Wämetauscher. Mal sehen, ob’s das war mit unerwünschten Ereignissen.

Update 13.08.2019

Leider ist es nicht gelungen, den neuen Wämetauscher abzudichten, die F650 GS ist nicht mehr fahrbereit.

Also hat der Michelin Anakee Adventure jetzt die ganze Last alleine zu schleppen. Es gab sogar nen Zuschlag von nem ganzen Zentner, soviel wiegt meine zierliche Frau in voller Ausrüstung mit Motorradklamotten. Den Tankrucksack der F haben wir oben auf einen der Alukoffer der R1200 GS geschnallt. Selbstverständlich wurde der Luftdruck auf 2,5 vorne und 2,9 hinten angehoben, auch wenn ich bisher bei Alleinfahrt 2,3 und 2,7 als komfortabler empfunden habe.

Wir setzen die Reise auf einem Motorrad fort, die Visa sind bezahlt, die lassen wir nicht verfallen. Wir haben Schwerin verlassen und sind noch bis Graal-Müritz gefahren, hab ich bisher noch nie gehört, scheint aber ein bekannter Urlaubsort zu sein. Die Privatvermieter sind sehr selbstbewusst und nehmen keine Gäste für 1 Übernachtung auf. Originalton: Da haben wir genausoviel Arbeit, wie bei einer 8-tägigen Vermietung, außerdem sind wir belegt, ich wollte gerade das Schild „Zimmer frei“ reinholen. Die Ferien sind aber vorbei, vielleicht woanders“

Nun, es hat woanders geklappt, zu ebenfalls selbstbewussten Preisen.

14. August 2019, Miedzywodzie, Polen

Den Michelin geht es gut:

Noch kein Anlass zur Sorge.

Heute haben wir das erste Mal für die Tour die Ostsee gesehen

In Swinemünde haben wirdie kostenlose Fähre benutzt und eine vage Idee, was es mit dem Namen so auf sich haben könnte.

die laufen bettelnd an den auf die Fähre wartenden Fahrzeugen vorbei

21.08.2019 erstes großes Zwischenziel erreicht.

Vorgestern sind wir in St. Petersburg angekommen, Früher Leningrad, jetzt eine lebendige, pulsierende Weltstadt mit viel eigenem Flair. Die Reifen sehen besser aus, als ich erhofft hatte.

St. Petersburg hat natürlich viele Sehenswürdigkeiten, die Eremitage, das ist das Stadtschloss der Zaren gewesen, oder das Faberge‘-Museum. Mit Peterhof und Katharinenpalast gab es auch noch ein paar Liegenschaften „etwas außerhalb“. Eines haben sie aber gemeinsam: Die können ganz schön auf den Putz hauen, was Prunk und Protz angeht.

Vergoldete Dächer am Katharinenpalast in Puschkin, in dem sich das wieder angefertigte Bernsteinzimmer befindet.


nur ein Ausschnitt vom Nebenzimmer aus mit viel Zoom fotografiert, im Bernsteinzimmer selbst ist das Fotografieren streng verboten

Etwas Kultur gab’s dann noch in der Eremitage mit Werken bekannter Küstler wie Raphael, Tizian oder Leonardo da Vinci. Das Thema „Jungfrau mit dem Kinde“ war wohl sehr beliebt.

Interessanterweise hängen die kaum geschützt an den Wänden, bestenfalls „bewacht“ von Mitarbeiterinnen, die oft gegen den Schlaf kämpfen, manchmal aber auch „ihre“ Kunstwerke mit Zähnen und Klauen verteidigen würden.

Im Fabergé – Museum sieht das ganz anders aus, da gibt’s Schutztechnik wie in James-Bond-Filmen und jede Menge Muskelberge in Anzügen, die aufpassen. Trotzdem hat mich das sehr beeindruckt und am liebsten würde ich Fotos von allen Eiern zeigen, die sind schon geil …

Das nächste große Reiseziel nach einer 750 km Fahrt war Moskau , eine völlig andere Stadt als St. Petersburg, beide haben Hauptstadtflair, wobei St. Petersburg eher etwas königliches vermittelt und Moskau stark von Stalin geprägt ist.

Kosmonautenmuseum
Auf dieser Brücke ist Matthias Rust gelandet, nicht auf dem „RotenPlatz“ direkt.

Genug der Bilder von Moskau, eigentlich geht es ja um den Michelin Anakee Adventure und die Frage, ob der durchhält.

Keine Hinweise auf Schwäche

Wir hatten ein Hotel gefunden, welches relativ nah zum Kreml und anderen Sehenswürdigkeiten lag. Die GS steht auf dem Bild im bewachten und mit einer Schranke gesicherten Hof des Hotels, direkt davor war eine Bushaltestelle und 100 m weg war die Metro-Station Kitay-Gorod mit den Linien 6 und 7. Das Metro-System ist sehr einfach wie ein Stern mit Ringen gehalten, man kommt mit maximal 2 mal umsteigen überall hin. Eine 24 Stunden Karte kostet ca. 3 Euro und kann am Gültigkeitstag unbegrenzt oft für Metro, Busse und Straßenbahnen benutzt werden.

Nach 4 Tagen voller Spaß, Erlebnissen und nächtlichen Spaziergängen an der Moskwa entlang, ging’s dann wieder Richtung Deutschland.

In Dresden haben wir noch mal übernachtet, da haben die Sachsen dem Erfinder der übelsten GS-Felgen ein Denkmal gesetzt.

Zuhause angekommen, zeigte der Kilometerzähler dann 42 373 km an, die Tour war also ungefähr 6 500 km lang.

Man sieht deutlich, der Reifen lebt noch. Er ist zwar sichtlich mitgenommen, das hohe Gewicht auf der langen Strecke hat zu mehr Verschleiß in der Mitte als an den Flanken geführt.

Noch mal zusammengefasst:

Der Reifen hatte beim Vorgänger auf dessen Schottlandtour schon eine Laufleistung von 4780 km , das ist der genaue Kilometerstand seines Motorrads, den ich bei der Demontage des Reifens notiert hatte. Auf meinem Motorrad war der Reifen von 35046 bis 42373 montiert. Diese 7327 km zu den 4780 addiert, ergeben eine bisherige Laufleistung von
12 107 km.

Zu den Profiltiefen:

Als ich den Reifen montiert hatte, habe ich noch folgende Werte gemessen:

Vorderrad in der Mitte: 4,0 mm
Vorderrad außen: 3,5 mm

Hinterrad in der Mitte: 4,0 mm
Hinterrad außen: 4,5 mm

Nach der Tour waren es hinten in der Mitte noch 2,6 mm und vorne 3,1 mm

Eigentlich wollte ich den Reifen ja bis auf’s Gewebe fahren, aber die letzten Millimeter sind bei diesem Reifen wohl die ergiebigsten, ich habe es nicht geschafft.

Momentan habe ich wieder den Michelin Road 5 Trail montiert, aber ich glaube, ich hab noch ne blöde Idee! Wär doch gelacht, wenn ich einfach so auf die letzten Millimeter verzichten und aufgeben würde … eigentlich wollte ich ja herausfinden, was passiert, wenn man ne wirklich lange Tour macht, wie weit läuft der Anakee Adventure mit den „letzten Millimetern“? Ab wann muss ich mir Gedanken machen? Gibt es eine Grenze, ab der sich der Reifen auf einmal ganz schnell verzehrt?

Nun ich bin sicher, ich werde das heraus finden!

Weiterführung / Ergänzung / Nachtrag im November 2020

Ich hab mich jetzt dazu aufgerafft, die R1200GS Exclusive musste einer S1000XR weichen und die ging für eine R1250GS Exclusive.

Beim Kilometerstand 6183 bei der ganz schwarzen 12einhalber Exclusive (brommt wie ein Bär) hab ich die Erstausrüstungsreifen Michelin Anakee Adventure runtergenommen und den Moskaureifen wieder montiert. Es ist Winter, auf den schönen Strecken zu meiner Arbeitsstelle liegt nasses Laub, man muss langsam machen und die kürzeste Verbindung zwischen Feierabend und Couch ist dann die Autobahn die wie eine gerade Linie von A nach B führt. Das ist also eigentlich eine Möglichkeit, dem Reifen auf den Zahn zu fühlen, ob die letzten Kilometer wirklich die ergiebigsten sind. So richtig schön sieht er nach dem Geradeausfahren nicht mehr aus und die ersten paar Kilometer hat er sich wegen der eingefahrenen Kanten auch ungewohnt gefahren. Wenn man über die Kante drüber war, bietet er in Schräglage den vollen Grip bis an die Rasten, auch oder obwohl die Temperaturen jetzt meistens einstellig sind. Eins muss ich aber noch sagen: Bei Schnee und Eis fahre ich nicht mehr mit dem Motorrad los und wenn die Wettervorhersage das prognostiziert auch nicht. Nur kalt oder nur nass schreckt mich nicht.

Also mal sehen, wieviele Kilometer zu den bisherigen 12tausend noch dazu kommen …

So ein Ablaufbild muss man erst mal hinkriegen, für die Autobahn aber noch mehr als ausreichend, es geht mir ja hauptsächlich um die Laufleistung. Die ersten 500 km sind schon wieder gefahren.

Testende 15.05.2021

km-Stand der R1250 GS beim letzten Montieren 6183 km
km-Stand der R1250 GS beim letzten Demontieren 8185 km

ergibt weitere 2 002 km

Diese zur bisherigen Laufeistung von 12 107 km hinzugerechnet ergibt die immense Laufleistung von 14 119 km.

Bevor nun geunkt wird ich würde nur bummeln, den Satz Michelin Anakee Adventure der beim Kauf drauf war, habe ich in der oben angegebenen Laufleistung von 6183 km restlos verbraucht. Man kann also durchaus Spaß haben und es laufen lassen, dann verzehrt er sich eben etwas schneller.

Man kann aber auch sehr lange Touren damit machen wie ans Nordkap oder nach Russland und zurück, ohne Angst haben zu müssen, dass einem unterwegs das Gummi ausgeht.

Hinterrad
Vorderrad

Fazit

Der Michelin Anakee Adventure ist ein sehr vielseitiger Reifen. Zum einen bietet er eine gewisse Adventure Optik, zum anderen sehr ausgewogene Eigenschaften. Man kann den Reifen im Alltag für alles brauchen, zum Touren oder in Urlaub fahren und auch den täglichen Weg zur Arbeit. Wenn’s mal etwas flotter gehen soll, dann kann er das auch, ohne ein ausgewiesener Sportreifen zu sein. Das ein oder andere Mal erträgt er aber.

Er lenkt im Trockenen und Nassen sauber ein und setzt Lenkbefehle willig um. Dabei ist er insgesamt sehr gutmütig, man kann immer korrigieren wenn man sich mal verschätzt hat oder die Situation es erfordert.

Ich halte die Pelle für einen guten Universalisten, der wie die R 1200 / 1250 GS einen großen Einsatzbereich abdeckt und für jeden Spaß zu haben ist. Laufleistung kann er, Regen sowieso und auch im Trockenen wird der erfahrene Fahrer nichts vermissen.

4 Antworten auf „Michelin Anakee Adventure Experiment jetzt beendet“

  1. Spannender Bericht. Würdest du für den ganzjährigen Arbeitsweg auf der 1200er GS (60km pro Tag, vorwiegend Autobahn) und ein paar wenigen Schotter-km pro Jahr (könnten auch ausgelassen werden) eher den Anakee Adventure oder den Road 6 empfehlen? Oder ein anderes Modell?

    1. DA sind beide Reifen geeignet. Der Anakee Adventure wird etwas lauter sein und eine höhere Laufleistung erreichen. Der Road 6 ist straßenorientierter und man kann es auch mal laufen lassen. Rennstreckenreifen sind beide nicht, aber gute, nässetaugliche und langlebige Reifen für die 12er GS.

  2. Hey, Danke für den tollen Bericht. Ich fahre auf meiner Guzzi V85tt auch diesen Serien Reifen. Na ach 3 Jahren und 11000 km hatte er immer noch fast 4 mm. Bei meinen Sportbikes waren die Pellen bei 3000 km blank.
    Der Reifen ist kein Schnapper, aber das Geld wert. Respekt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert