Haypah, haipah

Ein paar Hypersportreifen 2020

Da wir zufällig gerade mit ein paar Triümpfen in Spanien waren, wurden auch einige der sportlichsten, straßenzugelassenen Sportreifen mal angetestet.

Das waren

Michelin Power Cup 2

Der Cup 2 basiert wie der Power 5, der Power GP und ein Slick auf der gleichen Karkasskonstruktion. Michelin nimmt ja keine Stahlgürtel, sondern steht auf Aramid, das Zeug, das auch in Schusswesten verbaut wird.

Das ist dann auch beim Fahren deutlich zu spüren. Er ist nach kurzer Rollzeit gleich „da“ und liefert ansprechend Rückmeldung und Vertrauen. Präzise lässt er sich ums Eck zirkeln, hat aber dennoch noch eine Eigendämpfung die ihn nicht hypernervös werden lässt. Die gemeinsame Karkasse bedingt aber auch, dass der Unterschied zwischen dem Power GP und dem Cup 2 nicht so groß ist. Ne kleine Schippe legt der Cup2 schon drauf, eine Tortenschaufel vielleicht.

Continental Race Attack 2

Heißa, der Conti! Ein im Gegensatz zu seinem kleinen unartigen Bruder SportAttack4 ist der RaceAttack2 ein mit wenig Krafteinsatz zu handelnder Reifen, der sich als Hypersportreifen ähnlich leichtfüßig gibt, wie der Metzeler M9 RR bei den Supersportreifen. Der RaceAttack2 ist nur wenig später als der Michelin auf gebrauchsfertiger Temperatur, bietet dann aber die engste Linie an. Wenn man zu eng aus der Kurve rauskommt, ist oft der Anschluss an die nächste Kurve irgendwie annerst. Das hat mir anfangs dann die Linie komplett versaut bis ich gemerkt habe, ich kann dann eine weitere (eigentlich die ursprüngliche) Linie mit bissje mehr Schmackes versuchen. Wenn man dann den Bogen raushat, geht es fürchterlich einfach und fürchterlich flott um die Kinderbahn. Die Rückmeldung ist natürlich auch etwas weniger deutlich, aber nicht so, dass man nicht weiß, wo man dran ist. Wenn man erst mal Vertrauen zu dem Reifen gefasst hat, dann geht einiges. War in dieser Reifenklasse mein Favorit.

Pirelli Supercorsa SP

Dieser Reifen braucht mit Abstand die längste Zeit von allen getesteten um auf Temperatur zu kommen. Das war schon sehr beeindruckend, wie „holzig“ der die ersten 3 Runden war. Dann ging es einigermaßen, wobei mir jetzt nichts besonderes oder herausragendes auffiel. Der funktionierte auf durchschnittlichem (was bei diesen Reifen ein sehr hohes ist) Niveau, ohne sich weitere Blößen zu geben oder Stärken zu zeigen.

Dunlop GP Racer 212

Der Gentleman! Mit einer besonderen Eigenschaft gesegnet, die ihn möglicherweise zu einem Verkaufsschlager werden lässt. Eine sehr geschmeidige Eigendämpfung gepaart mit sehr viel Vertrauen erweckendem Grip, ermöglichen jedwede Linienwahl und zwar keine nervöse überreagierende, sondern die Kombination aus Medium vorne und Endurance hinten bewirken eine souveräne zielsichere Fahrt mit sehr hohem Tempo. Auch wenn ich den Conti auf diesem Kurs mit geringem Abstand bevorzugen würde, der Dunlop wird auf nicht ganz so engen Strecken möglicherweise diesen Eindruck umdrehen.

Fazit

  • der Michelin Cup 2 ist am schnellsten auf Temperatur und liefert dann eine sehr souveräne Vorstellung ab. Der Abstand zum Power GP ist mir allerdings nicht groß genug. Ich bin den Power GP schon in strömendem Regen gefahren und war sehr angenehm überrascht, was der da noch machbar macht. Der Cup 2 hat auf der Schulter gar keine Profilrillen, der wird das nicht so hinkriegen. Für Landstraße und zum Motorradfahren wäre der Power GP mein Favorit, wenn ich vornehmlich zu Trackdays oder Rennstreckentrainings zu meinem normalen Alltagsgebrauch unterwegs wäre, würde ich über den Cup 2 nachdenken.
  • Der Conti hat mir ein vergnügtes Grinsen ins Gesicht gezaubert, handlich, knackig präzise, Grip der mein Gewurstel locker übersteigt und eine noch ausreichende Rückmeldung machen ihn zu meinem Favoriten auf dem engen Kurs.
  • Der Pirelli braucht Aufwärmzeit um dann in allen Bereichen mit seinen Wettbewerbern mitzuhalten und dabei unauffällig zu bleiben. Er fährt mit, ohne negativ oder positiv aufzufallen. Eigentlich auch nicht völlig verkehrt, wenn man einfach mal nur mit seinen Kumpels mitfahren will.
  • Der Dunlop kommt aus Frankreich, von daher war der Begriff „Gentleman“ etwas irreführend. Ich halte ihn aber für einen äußerst angenehmen Vertreter seiner Zunft in dieser Reifenklasse.

Insgesamt sind die Reifen schon sehr speziell und eigentlich für den reinen Landstraßenbetrieb zu schade und zu sehr auf Sportlichkeit ausgelegt. Wie so oft ist der Einsatzzweck ein ganz wichtiges Argument bei der Reifenwahl.

Die Supersportreifen bieten schon mehr Grip und Leistung, als auf der Landstraße genutzt werden kann, selbst wenn man Verkehrsregeln „interpretiert“.

Mit den Hypersportreifen haben wir alle die Rundenzeiten noch mal deutlich reduziert, ohne dass ich den Eindruck hatte, schneller gewesen zu sein. Es war nicht anstrengender oder hektischer, einfach nur früher wieder über Start/Ziel und ich weiß nicht wo ich die Zeit geholt habe.

Die Hypersportreifen sind der letzte Schritt vor reinen Rennreifen die man mit Heizdecken auf Temperatur hält, insofern wird man damit keine Dolomitentour mit Anreise auf Achse und anschließender Weiterfahrt nach Sardinien machen.

Wer auf Achse im öffentlichen Straßenverkehr zu Trackdays und Rennstreckentrainings anreisen will, wird mit diesen Reifen bestens gerüstet sein. Wer täglich mit dem Motorrad zur Arbeit fährt, schnelle Touren vor hat und bei überraschend einsetzendem Regen nicht den ADAC anrufen will, ist mit den Supersportreifen mindestens genau so gut aufgestellt.