Im Oktober 2018 hat mopedreifen.de einen weiteren Reifentest durchgeführt. Auf den Zahn gefühlt (besser auf’s Gummi) bekamen 4 aktuelle Reifen für die BMW R1200GS, Modell 2018.
Das waren der Michelin Road 5 Trail
der Bridgestone A 41 in der Standardausführung, also NICHT die Spezifikation „G“ die in der Erstausstattung (OE) für die kommende R1250 GS verwendet wird (was der genaue Unterschied ist, ist noch nicht bekannt)
der Michelin Anakee Adventure, der ebenfalls in der Erstausstattung der
R 1250 GS kommt, allerdings in der getesteten Version
und der Pirelli Scorpion Trail 2
Sicherlich gibt es noch jede Menge weiterer interessanter Reifen, die es verdient hätten, in der nach Unabhängigkeit strebenden, stolzen spanischen Provinz Katalonien dem rauhen Straßenbelag ausgesetzt zu werden.
Mopedreifen hat sich aber dafür entschieden, die beiden neuen Reifen, die ab Januar 2019 als Erstausstattung auf der R1250 GS verwendet werden zu testen, mit dem Pirelli Scorpion Trail 2 den für die GS meistverkauften Reifen und den ebenfalls ganz neuen Straßensportreifen Michelin Road 5 Trail. (Ohne den Zusatz Trail gibts den schon länger, aber der Trail hat eine andere Karkasse und andere Gummimischungen)
Hier mal eine Übersicht, wo wir uns überall rumgetrieben haben
Am Meer waren wir natürlich auch mal
Spaß hatten wir aber auch im Landesinneren
Jetzt aber mal zu den Reifen im Einzelnen:
Michelin Road 5 Trail:
Beim Road 5 handelt es sich im Gegensatz zu den anderen drei Reifen um einen Straßenreifen. Diesen Vorteil spielt er gnadenlos aus. Völlig unspektakulär und unauffällig macht er genau das, was einen guten Straßenreifen ausmacht: sehr handlich, trotzdem stabil in der Kurve und bei hohen Geschwindigkeiten, lässt sich auch in Schräglage noch korrigieren und liefert selbst in tiefsten Schräglagen einfach nur Schub nach vorne, wenn man den Griff rechts ganz dreht. Da rutscht nix, da wackelt nix, da pumpt nix.
Egal mit wem man, egal wo und egal in welchem Modus man unterwegs ist, einfach reinhalten, der Road 5 verdient sich jedes Lob, das man einem Reifen geben kann.
Der Konzernbruder (oder -schwester)
Michelin Anakee Adventure:
Der Anakee Adventure wird ab Januar 2019 den Anakee 3 als Erstausrüstungsreifen auf der neuen R1250GS ablösen. Wie man gelesen hat, bin ich vom Road 5 begeistert und habe mal bei Michelin nachgefragt, warum man einen „Adventure“ erfindet, wenn man schon einen Road5 hat.
Michelin bietet für die GS drei Reifen an:
- Michelin Road 5 als Straßenreifen
- Michelin Anakee Wild fürs Gelände
- und nun den Anakee Adventure als Bindeglied zwischen den beiden anderen
Da nun auch die Optik in Richtung Geländeeignung getrimmt wurde, muss man mit der Geräuschentwicklung leben, oder wie ich Gehörschutz tragen. Ich habe einen Carbon-Helm ST6, der ist ziemlich laut. Mit Gehörschutz höre ich die Laufgeräusche des Anakee Adventure nicht, ohne sind sie hörbar.
Bridgestone A41
Den habe ich schon in Marokko gefahren, der ist wirklich prima. Zwar auch kein reiner Straßenreifen, da müsste man zum T31 greifen, aber sehr stabil und zielgenau. Auch dieser Reifen wird als Erstausrüstung auf der neuen GS kommen. Allerdings ein typischer Bridgestone. Steife Karkasse und weiches Gummi. Aus dem Grund ist er sehr handlich und präzise, aber mit weniger Eigendämpfung gesegnet. Auf „normalem“ Asphalt ist das nicht bemerkbar oder gar störend, wenn man aber in von Frostaufbrüchen geplagte Gegenden kommt, merkt man schon jeden Kieselstein und jede Furche. Mit abnehmendem Gummi verstärkt sich dieser Effekt noch.
Pirelli Scorpion Trail 2
Der „älteste“ aber auch meist verkaufte Reifen im Test. Kommt jetzt die Ansage: „Der König ist tot!“ ? Nee, noch lange nicht. Angezählt vielleicht, wenn’s anders wäre, hätten die Mitbewerber bei der Entwicklung ihrer neuen Reifen was falsch gemacht. Aber keineswegs altes Eisen. Auf dem PST2 fühlt man sich sofort sicher wie in Abrahams Schoß, egal was kommt, der wird einen unter allen Umständen sicher und gesund nach Hause bringen. Was mir allerdings nicht so gefällt, der PST2 ist im Vergleich mit den anderen Reifen deutlich träger als die anderen Reifen. Man gewöhnt sich sehr schnell daran, so dass es nicht mehr auffällt, wechselt man aber auf einen anderen Reifen, ist man überrascht, wie einfach Motorradfahren dann doch wieder sein kann.
Dafür kam der PST2 mit dem meisten Gummi und behielt wie der Road 5 über die gesamte Tour seine wirklich gute Performance bei.
Laufleistungen
Habe ich gemessen, sowohl vor, als auch nach der Tour. Die Reifen kommen alle mit unterschiedlichen Profiltiefen, verschleißen aber auch unterschiedlich.
Verrechnet man Anfangsprofiltiefe und Verschleiß, kommen ALLE Reifen auf ähnliche (theoretisch prognostizierte) Laufleistungen. Deswegen spare ich mir an dieser Stelle eine aufwändige Tabelle. Bei dem einwöchigen Test auf kleinen und kleinsten Straßen kamen wir nur auf knapp 1800 Kilometer. Reifen zeigen oft ein Verschleißverhalten, was Techniker wahrscheinlich erklären können. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, manche haben einen hohen Anfangsverschleiß um sich dann zu stabilisieren, andere halten scheinbar ewig um dann innerhalb von wenigen Kilometern aufzugeben.
Also spekuliere ich mal nicht.
Gibt es nun ein weltbewegendes Fazit?
Nein, der Road 5 ist der Top-Performer, allerdings ein reiner Straßenreifen, der keinen Anspruch auf Rally-Dakar Eigenschaften erhebt.
Bridgestone A41 und Pirelli Scorpion Trail 2 sind straßenorientierte Großenduroreifen, mit denen man unbesorgt auch mal einen geschotterten oder festgefahrenen Feld- oder Waldweg fahren kann, wobei ich mich auf dem Bridgestone eindeutig am Besten gefühlt habe, der Pirelli aber etwas komfortabler war.
Der neue Michelin Anakee Adventure wird sich mit TKC70 und Karoo Street sowie Pirelli STR vergleichen müssen. Die sind alle eindeutig lauter. Dafür wird der Adventure diesen Vergleich mit für diese Klasse überragenden Fahreigenschaften auf der Straße dominieren. Auf dem Schotterweg sammelt er aber in diesem Umfeld wenig bis keine Punkte. Da muss/müsste Michelin noch mal ran.